Reisen durch vier Staaten Asiens
Singapur
Wir starteten unsere Reise in Singapur, deren Fläche etwa so groß ist wie Hamburg, aber mit einer dreifachen Einwohnerzahl (5,6 Millionen). Für die Besichtigung hatten wir zweieinhalb Tage eingeplant. Nichts von dem berühmt berüchtigten Überwachungsstadt bezüglich der Einfuhr von Zigaretten, Kaugummi, Alkohol haben wir bei der Einreise erlebt. Wir konnten beinahe ohne Kontrolle den Flughafen verlassen. Auch in der Stadt sind wir nur wenigen Polizisten begegnet. Man sieht in Singapur weder Graffiti noch Hundekot, auch keinen Müll oder Kaugummi. Diese Sauberkeit auf den Straßen ist eine positive Tatsache. Und wie ist es gelungen, die Menschen dahin zu bringen, ihre Stadt so rein zu halten? In erster Reihe mit vielen erzieherischen und organisatorischen Maßnahmen als auch mit hohen Strafen, die anfallen, wenn man Müll auf die Straße wirft. Es ist aber vor allem gelebter Gemeinschaftssinn und Selbstbeherrschung. Die Bevölkerung Singapurs besteht hauptsächlich aus drei Volksgruppen: Chinesen, Inder und Malaysier. Auch ca. 7000 Deutsche leben in dieser Stadt. Einst war Singapur Teil der britischen Kolonie, gehörte zwei Jahre zu Malaysia und wurde 1963 unabhängig. Die soziale Struktur dieser Stadt, in der sehr viele Reiche leben, sieht so aus: 80 % seiner Einwohner leben in Eigentumswohnungen. Das ist möglich, weil der Staat den sozialen Wohnungsbau fördert und junge Familien unterstützt. Es gibt auch kaum Stau, denn die Anzahl der zugelassenen Autos ist begrenzt. Des Weiteren dürfen keine Autos länger in Singapur gemeldet sein als zehn Jahre.
Den Stadtstaat mit seiner attraktiven Skyline kennzeichnet Modernität und Weltoffenheit, Reichtum und Attraktivität. Er hat sich innerhalb von 54 Jahren zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk aus einmaliger Architektur, großartigen Kulturstätten und bemerkenswerter Top-Hotellerie entwickelt. Singapur ist nicht langweilig. Die Dichte an Museen, Tempeln, Restaurants ist im Weltvergleich einmalig. Wir besuchten das Nationalmuseum; allerdings sind hier ausschließlich Gemälde zu sehen.
Ja, in Singapur kann man fantastisch essen, was auch durch die verschiedensten Kulturen in der Stadt zu erklären ist. Es ist eine einzigartige Mischung aus bester indischer, malaysischer, französischer und chinesischer Küche.
Wir besuchten auf der Insel Sentosa, die wir mit der Seilbahn erreichten, das Aquarium, das größte in Asien. Es gibt riesige Becken, in denen Haie, Rochen und viele andere Fische umher schwimmen, sowie kleinere Becken mit einer beeindruckenden Korallenlandschaft und bunten Meerestieren. Oft haben wir vor den Schaufenstern des Aquariums gestaunt und waren begeistert von den Werken der Natur. Dafür sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Am Abend bewunderten wir eine Lasershow am Meeresstrand. Die übrigen vielen Unterhaltungsmöglichkeiten auf der Insel haben uns nicht sonderlich begeistert.
Begeistert hat uns der „Garden by the Bay“, den wir am Abend besuchten. Er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Marina Bay Strand Hotels. Es handelt sich dabei um eine große Parkanlage, deren Highlight die sogenannten Superbäume sind: Stahlgerüste, an denen seltene Pflanzen angepflanzt sind. Mittels Photovoltaik wird Strom für die Beleuchtung gewonnen. Regenwasser wird gesammelt und für die Bewässerung genutzt. Der Stahlbaumwald ist mit Orchideen, Kletterpflanzen, Farnen und Moosen aus aller Welt bepflanzt. Ein herrlicher Anblick, insbesondere bei abendlicher Beleuchtung. Im höchsten der Supertrees befindet sich eine Skybar. Die beiden höchsten Bäume sind zudem mit einer 20m hohen Hängebrücke verbunden. Gegen 19:00 Uhr gab es eine 20-minütige Lasershow, die für mich viel zu früh endete. Auf dem Rücken liegend, bei angenehmen Temperaturen, schauten wir zu den riesigen Bäumen empor, an denen die bunten Strahlen hin und her huschten und alles in ein buntes Lichtermeer tauchten. Klassische Musik ertönt im Einklang mit dem Lichterspiel. Eine Sehenswürdigkeit, die sich lohnt.
Daneben ist das berühmte Marina Bay Sands Hotel und ein Ausstellungskomplex mit insgesamt 2600 Zimmern. Dieses wurde 2010 für rund 4,6 Milliarden Euro errichtet und ist mittlerweile ob seiner außergewöhnlichen Architektur zum Markenzeichen von Singapur geworden. Die drei Türme dieses Hotels mit jeweils 55 Stockwerken sind über eine geschwungene Dachplattform miteinander verbunden. Diese liegt auf 191 Meter Höhe. Dort befindet sich neben einem 146 Meter langen „Infinity“-Pool, der für Hotelgäste reserviert ist, die größte öffentlich zugängliche Auslegerplattform der Welt. Sie ist kostenlos zugänglich und belohnt mit einem einmaligen Überblick über Singapur. Der öffentliche Bereich der Plattform ist groß und so kann man den Blick über die Stadt in einem Radius von ca. 270° genießen. Fast alle Himmelsrichtungen werden abgedeckt.
Ein weiteres Highlight war die Nachtfahrt in der Marina Bay. Das Elektroboot drehte eine Runde in dieser Bucht und glitt lautlos über das ruhige Wasser. Die Lichter zeichnen die Konturen moderner, zum Teil futuristischer Bauten ab. Wir waren begeistert und staunten darüber, was die Menschen hier in den letzten Jahren geschaffen haben. Auch ein Löwe, das Symbol von Singapur, zeigt sich im Lichtermeer in seinem weißen Fell. Eine riesige, fast 40 Meter hohe Nachbildung des Merlion, steht im Vergnügungspark auf der Insel Sentosa und ist begehbar. Das Wahrzeichen von Singapur, der Merlion, entstand Mitte des 20. Jahrhunderts und steht heute am Singapore River. Die Figur zeigt einen Fisch mit Löwenkopf, der an diese Legende erinnern soll – Mer (englisch mermaid = Meerjungfrau) und lion (englisch = Löwe). Der Löwe soll die Stärke Singapurs symbolisieren und der Fisch die Verbundenheit mit dem Meer.
Auf der Insel Borneo, Malaysia
Borneo ist eine Insel im Malaiischen Archipel in Südostasien. Diese teilen sich drei Staaten: Indonesien, Malaysia und der kleine Staat Brunei. Die Reise lohnte sich: Wir haben einen schönen Berg bestiegen, ein Dorfmuseum besichtigt, Seeschildkröten beim Eierlegen beobachtet und im Dschungel erlebt, wie Elefanten schwimmend einen Fluss überqueren.
Ausgangspunkt war Kota Kinabalu, eine uninteressante Stadt von 200 000 Einwohnern. Nur wegen der Stadt selbst würde vermutlich kein Mensch hierher kommen. Allerdings verfügt sie über recht gute Fluganbindungen mit Direktflügen beispielsweise nach Hongkong und Manila oder zu verschiedenen Zielen in Australien sowie Inlandsflüge. Damit ist die im Volksmund nur „KK“ genannte Stadt das Tor zu Malaysias Teilstaat Sabah im Norden der Insel Borneo und außerdem Ausgangspunkt verschiedener Aktivitäten. Die Besteigung des Mount Kinabalu ist da sicher nur eine unter vielen. Zu nennen sind auch die Nationalparks und Dschungelgebiete mit ihrer Flora und Fauna, aber auch Strände mit vielfältigen Möglichkeiten für Wassersport. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das damalige „Jesselton“ vor allem in den 50er und 60er Jahren eilig hochgezogen. Ende der 60er Jahre ersetzte man den von den Briten stammenden Namen durch „Kota Kinabalu“, wobei eben der Mount Kinabalu Pate stand. Weitere Wachstumsschübe wie in den 70er Jahren brachten die Stadt auf ihre heutige Größe.
Mit einem Reisebüro aus Kota Kinabalu, das uns sehr gute Dienste erwies www.amazingborneo.com, organisierten wir alle unsere Aktivitäten auf Borneo: Die Besteigung des Mount Kinabalu, die Besichtigung des Mali, Mali Dorfmuseum, einen Tag auf der Schildkröteninsel und vier Tage Regenwald.
In Kota Kinabalu leben friedlich miteinander 50% Christen und 50% Moslems. Alle lachten uns an, wenn wir sie ansprachen. Mit oder ohne Kopftuch, das machte keinen Unterschied. Es gibt muslimische Lokale, in welchen kein Alkohol und Schweinefleisch serviert werden und daneben andere, wo alles erhältlich ist. Für die Gourmets gibt es ein reiches Angebot an Fischspezialitäten.
Besteigung des Mount Kinabalu 4095m
Er ist der höchste Berg auf Borneo. In nur zwei Tagen bewältigten wir die 4095 Höhenmeter. Der Weg ist für jedermann hergerichtet und viele Touristen versuchen ihr Glück. Wir waren von der Besteigung begeistert!
Ausgangspunkt war die Stadt Kota Kinabalu. Um 8 Uhr geht die Fahrt aus Manila los. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt bis zum Eingang des Mount Kinabalu Nationalparks, obwohl die Entfernung dorthin gar nicht so groß ist. Kein Wunder: Es sind etliche Höhenmeter zu überwinden und Serpentinen verlängern die Entfernung um ein Vielfaches. Die erste Strecke wird mit einem Kleinbus zurückgelegt. An der Power Station in etwa 1900 m Höhe endet die asphaltierte Straße. Von hier geht es nur noch zu Fuß weiter, und hier beginnt also die Wanderung. Uns wurde ein Guide zugewiesen. Ohne Guide darf man nicht hoch. Wir bekommen einen sympathischen jungen Kerl zugeteilt. Er führt uns, ohne bestimmend zu sein, den Berg hoch. Verlaufen kann man sich hier auch alleine nicht. Lediglich 8.8 km lang ist der Weg zum Gipfel. Ein Klacks also, wenn dabei nicht gleichzeitig 2300 Höhenmeter zu überwinden wären. Dieses Verhältnis allein zeigt, dass es eigentlich permanent nach oben geht.
Zunächst wandern wir durch den Regenwald. Riesen-Farne, ab und zu Palmen oder Bananenpflanzen zeugen davon. Tiere trifft man hier nur selten; lediglich Vögel und kleinere Echsen. An den Rastorten kommen Eichhörnchen ganz nah an uns heran, um etwas von der Jause, also Brotzeit, abzukriegen. Der Weg ist breit genug und gepflegt. Er wird ja auch regelmäßig benutzt. Oft gibt es Treppen, teilweise sind die Stufen in den Untergrund gehauen, teilweise sind die Kanten mit Holzbrettern versehen und es gibt richtige Leitern. Alle 500 m ist eine Holztafel mit Kilometerangabe aufgestellt. Dann gibt es immer wieder überdachte Hütten, wo man, falls nötig, eine Rast einlegen kann. Die ersten Wanderer kommen uns entgegen. Sie haben schon einen Großteil des Weges hinter sich, einige sehen recht kaputt aus. Und immer wieder überholen wir welche, die sich vielleicht doch zu viel zugemutet haben. Ein Spaziergang ist das wirklich nicht, da in diesem Monat die Temperaturen auch in dieser Höhe 30 Grad erreichen. Langsam ändert sich die Vegetation, die großen Bäume werden weniger. Links und rechts des Wegs gibt es Kannenpflanzen (Nepenthes). Das sind fleischfressende Pflanzen, die in ihrer „Kanne“ eine klebrige Flüssigkeit haben. Einmal damit in Berührung gekommen, haben Insekten keine Chance, sich zu befreien, ertrinken und werden verdaut. Schließlich, wir sind schon auf 3000 m Höhe, ist die Baumgrenze erreicht, wir finden nur noch niedriges Buschwerk vor. Damit kommt auch unser Tagesziel in Reichweite, das Laban Rata Guest House, bzw. die umliegenden Hütten. Nach dreieinhalb Stunden haben wir sie erreicht und waren damit recht schnell. Nun befinden wir uns auf etwa 3300 m Höhe. Und das ist etwa die Vegetationsgrenze. Oberhalb gibt es kaum noch Pflanzen, es dominiert der nackte Fels. Wir saugen diese Landschaftsbilder in uns auf und fühlen uns dabei wohl. Unser Guide verabschiedet sich schon mal von uns. Er ist wohl auch gern mal mit seinen Kollegen zusammen. Wir machen für morgen eine Zeit aus für die Gipfelbesteigung. Unser Zimmer ist riesig mit zwei Betten und einem großen Bad. Noch nie haben wir solch einen Luxus in so einer Höhe gehabt. Es gibt in der Hütte auch Mehrbettzimmer. Wir haben mangels Alternative für die zwei Tage insgesamt € 400 bezahlt. Damit erklärt sich auch dieser Luxus. Den Abend verbringen wir in Gesellschaft eines 73 -jährigen Taiwanesen, den ich über die Geschichte und das Leben in Taiwan befrage. Ein wundervoller Gesprächspartner, aus dessen Erzählungen ich entnahm, dass das Leben in Taiwan ein gutes ist, trotz der Machtansprüche Chinas.
Gegen 2.30 Uhr geht es beim Schein der Taschenlampe los. Anfangs gibt es auch noch ein paar Holztreppen, die auf den Fels gebaut sind. Irgendwann bewegen wir uns jedoch nur noch auf dem Fels. Dann kommen einige steile Stellen, an denen es ein Sicherungsseil gibt. Wir haben es nicht nötig, so steil ist es nicht. Der Fels ist griffig und die Sohlen halten. Dann wird es ein wenig flacher, wobei das natürlich eine relative Aussage ist. Bergauf geht es nach wie vor. In der Ferne ist das Lichtermeer von Kota Kinabalu zu sehen. Vor uns die Lichterschlangen der Taschenlampen! Dann fehlen nur noch 500 m bis zum Gipfel, und es wird wieder steil. Der Felsen eignet sich sehr gut zum Steigen. Wir haben 5.15 Uhr, und die Sonne ist noch außer Dienst. Wir waren schneller als der Guide sich das vorgestellt hatte. Dafür haben wir Zeit, in aller Ruhe das Gipfelfoto an der Tafel, die hier den Gipfel markiert, zu machen. Ein Sitzplatz in Gipfelnähe ist leicht zu finden, da noch nicht viele Leute hier oben angekommen sind. Obwohl es für uns ein leichter Gipfel war, freuen wir uns am Haupt des Mount Kinabalu 4095m, dem höchsten Berg der Insel Borneo und Malaysias, zu stehen. Das Ziel ist erreicht, die Seele ruht. Diesmal ist es nicht der Reiz des Ausgesetzt- Seins, der den Weg zum Glück ebnet, sondern die Landschaftsbilder, die sich hier bieten und die Ruhe. Einfach die Tatsache, hier sein zu dürfen.
Der Sonnenaufgang um 06:00 Uhr verstärkt unsere Begeisterung, weil der Kamm des Mount Kinabalu mit seinen turmartigen Felsblöcken schöne Bilder abgibt. Dazu die tiefrote Sonne und die Wolken, die sich ab und zu vor sie schieben. In der Ferne ist die Ebene zu sehen mit zum Teil tiefgrünen Landschaften – und ein scheinbar unendliches weißes Wolkenmeer. Obwohl ich Ähnliches schon oft gesehen habe, stimmt mich dieser Anblick glücklich. Wir machen Fotos und gehen langsam wieder hinunter. Viele Touristen steigen noch Richtung Gipfel. Den meisten sieht man die Anstrengung an! Wir sprechen ihnen Mut zu. Auch sie werden sich über diese Besteigung und die Aussichten freuen und stolz darauf sein, das Ziel erreicht zu haben. Nach einer kurzen Rast bei der Hütte steigen wir auch die restlichen 1300 Höhenmeter hinunter. Das geht in die Beine. Nicht nur in unsere. Viele gehen auf dem Zahnfleisch. Ich lieh meinen Stock einem Jugendlichen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Vollständigkeitshalber möchte ich noch erwähnen, dass der Berg für Nichtbergsteiger eine große Herausforderung ist, weil in zwei Tagen 2300 Höhenmeter hoch und runter bewältigt werden müssen. Man kann die Besteigung auch in drei Tagen buchen. Obwohl der Berg mit vielen Treppen ausgestattet ist und somit mit dem richtigen alpinen Bergsteigen nichts mehr zu tun hat, kann ich ihn wärmstens empfehlen. Der Weg durch die verschiedenen Vegetationszonen, die angenehmen Aufstiegstemperaturen in der Nacht, die herrliche Aussicht sind Argumente dafür.
Mari Mari, ein Erlebnis – Dorfmuseum
Das Mari Mari Dorfmuseum liegt tief im Regenwald, ca. eine Stunde Fahrt von Kota Kinabalu. Hier wird ethnische Kultur bewahrt und gezeigt, wie die indigenen Volksgruppen von Borneo in alten Zeiten lebten. Es zielt darauf ab, das Wissen, die Geschichte, die Kultur und die Tradition von Borneo den Einheimischen und den Touristen näher zu bringen. Das Interessante, Lebendige an der Besichtigung des Dorfes ist, dass Statisten, junge Bewohner, die alten Traditionen vorführen. Sie zeigen den Besuchern, wie man früher Essen und Getränke zubereitete, Musik machte, Feuer mit Bambus entfachte, Tattoo-Demonstration usw. Es ist ein authentisches Erlebnis, man kann also sehen, schmecken, fühlen und hat somit viel Spaß. Das Dorf zeigt fünf verschiedene ethnische Stämme: die Reisbauern Kadazan-Dusun, die Rungus, die Jäger und Fischer Lundayeh, die Seeleute Bajau und den berühmt gefürchteten Kopfjägerstamm Murut.
Der Kadazan Dusun -Stamm ist der größte der ethnischen Gruppen in Sabah Borneo. In dem nachgebauten Haus wurde uns gezeigt, wie ein hohles Bambusrohr mit Reis und Gemüse gefüllt und danach gekocht wurde. Wir konnten auch sehen, wie traditioneller Reiswein oder Tapai mit alten Methoden hergestellt wird. Von alldem durften wir kosten. Danach besuchten wir ein Langhaus der Rungus. Die Häuser sind nicht auf hohen Stelzen gebaut, sondern meist nur einen halben Meter über dem Boden. Das Dach ist niedrig und die Wände sind nach außen geneigt. In alten Zeiten sollen in den Langhäusern bis zu 75 Familien gelebt haben. Heutzutage sind es meistens zehn Familien. Kommt eine neue Familie dazu, wird angebaut. So erklärt es sich, wie ein Langhaus entsteht. Die traditionellen Musikinstrumente sind aus Bambus oder Holz gebaut.
Die Murut oder auch Hügel- Menschen genannt, sind der interessanteste Stamm in diesem Dorf, weil sie die letzten Kopfjäger Borneos waren. Erst um 1900 wurde der letzte Gegner geköpft. Eine Anti-Kopfjägergesetzgebung des britischen Kolonialismus setzte dem ein Ende. Warum Kopfjäger? Sie waren keine Kannibalen, sondern schützen sich vor anderen Stämmen. Es herrschte gegenseitiges Misstrauen und Furcht unter den Stämmen. Sie sprachen verschiedene Sprachen, sie trugen verschiedene Kleider und hatten verschiedene Sitten. Um zu überleben, war es daher notwendig, dass die einzelnen Stämme verschiedene Grausamkeiten zeigten. Wenn sie keine Kopftrophäen am Eingang ihres Dorfes hatten, wurde es von anderen Stämmen als ein Zeichen der Schwäche interpretiert. Des Weiteren konnte ein Mann erst heiraten, wenn er der Familie des Mädchens mindestens eine Kopftrophäe vorstellen konnte. Schädel wurden geschickt aus den Köpfen entfernt, während die Gesichtszüge und Haare intakt gehalten wurden. Sie lebten auch in Langhäusern, deren Stelzen je nach Gelände verschieden lang waren. Sie ernährten sich vom Angeln, der Jagd und der Landwirtschaft. Ich durfte auch einmal einen Pfeil durch ein Blasrohr auf die Zielscheibe „blasen“. Das gelang mir ganz gut. Im Langhaus gibt es einen Gemeinschafstraum, wo gekocht und handwerkliche Tätigkeiten durchgeführt werden. In der Mitte des Hauses, gegenüber dem Häuptlingszimmer, ist eine Plattform (Lansaran genannt) ca. 3×3 Meter, die man in den Boden hinablassen konnte. An der Decke, etwa 2,5 m hoch, hängt ein Stofftuch. Der Mann, der die Tochter des Häuptlings heiraten wollte, musste von der Plattform hoch springen, um das Tuch zu berühren. Demjenigen, dem der höchste Sprung gelang, erhielt die Tochter. Die jetzigen Junggesellen führten uns so einen Sprung vor. Ich versuchte es auch, doch ich wäre damals wohl leer ausgegangen.
Ein berühmter Murut Krieger war Ontoros Antanom (1885-1915) aus Sabah. Er organisierte einen Aufstand gegen die britische North Borneo Company, weil diese den Einheimischen zu hohe Steuern auferlegte und ein Kind aus der Familie zur Zwangsarbeit verpflichtete. Die zweitgrößte ethnische Gruppe von Sabah sind die Bajau-Leute, die in der Nähe der Küsten in Holzhäusern lebten. Sie waren als gute Reiter bekannt und die Frauen als ausgezeichnete Weber- und Handarbeiterinnen. Unter dem Haus, das auf Stelzen stand, hielten sie das Vieh. Nach der Dorfbesichtigung gab es eine Tanzvorführung und reichhaltiges Essen. Von der Live Musik und den Tänzen waren wir begeistert: flotte Rhythmen, bunte Kleider, harmonische Bewegungen.
Die faszinierende Natur auf der Insel Borneo
Von Kota Kinabalu flogen wir eine gute Stunde bis nach Sandakan. Zuerst besuchten wir die Schildkröten- Insel, danach das Sepilok Rehabilitationszentrum für Orang-Utans. Es folgten vier Tage am Ufer des Kinabatange Flusses. Auf den Flussfahrten beobachten wir die Tiere des Regenwaldes.
Turtle – Island, die Seeschildkröteninsel
Der Besuch auf Turtle- Island in Selingan war einer der Höherpunkte auf Borneo. Das Ziel war, Seeschildkröten beim Eierlegen zu beobachten. Morgens um 9:30 fuhren wir mit dem Schnellboot von Sandakan in weniger als einer Stunde zu der 46 km entfernten Insel im Sulu Meer. Die Insel empfing uns mit einem Traumstrand und die Unterkünfte sind völlig ausreichend für eine Übernachtung. Bis zum späten Nachmittag war Ausruhen und Baden angesagt. Das Programm beginnt am Abend mit dem Sonnenuntergang. Danach darf der Strand nicht mehr betreten werden, da ab jetzt mit den ersten Schildkröten zu rechnen ist. Am weißen Strand, gesäumt mit Palmen, lassen wir unsere Seele baumeln. Beim Schnorcheln in dem recht flachen Wasser entdecken wir Korallen, wenn auch in übersichtlicher Vielfalt, dafür eine Vielzahl an bunten Fischen. Schnorchelausrüstung sowie Strandmatten kann man auf der Insel für eine geringe Gebühr von ca. 2-6 Euro pro Tag ausleihen. Mit meiner neuen GoPro 5 habe ich viel Spaß beim Filmen. Sogar „Nemo“ Fischlein entdecke ich zwischen blauen Algen, die von den Wellen hin und her geschaukelt werden. Das Abendessen nehmen wir gemeinsam mit einem holländischen Paar zu uns. Danach gibt es eine interessante Videovorführung mit den nötigen Erklärungen über das Geschehen des Abends. Gegen 22:00 Uhr heißt es „Turtle Time, Turtle Time!“
Die erste Gruppe rennt zu den Flip Flops und rast hinter der einzigen Taschenlampe auf den Ablegerstrand zu. Wir werden zu einer Schildkröte gebracht, die vor über einer Stunde, gegen 21:00 gelandet ist und sich nun nach dem Nestbau schon mitten in der Eiablage befindet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist sie in einer Art Trance und lässt sich durch die ca. 20 Zuschauer nicht mehr stören. Fotografieren mit Blitz ist ebenso verboten wie das Einschalten weiterer Taschenlampen. Der Schutz der Tiere hat hier oberste Priorität, was wir durchaus sehr gut nachvollziehen können. Die 40 gelegten Eier werden aus dem Nest entfernt, noch bevor die Mutterschildkröte dieses wieder zuschaufelt und sich dann in eine Ruhephase von etwa einer Stunde auf die Rückkehr ins Meer vorbereitet. Der Ranger vermisst die Schildkröte und bringt die Eier danach zum künstlich angelegten Brutplatz (Hatchery). Wir begeben uns nun mit dem Ranger und den abgelegten Eiern zur Hatchery, wo die Eier in ein vorbereitetes Loch ca. 45 cm tief getan werden. Hier werden diese bis zu 90 Tage benötigen, bis die Jungen schlüpfen. Interessant ist noch die Info, dass bei Nestern, die in der Sonne liegen, in der Mehrzahl weibliche Schildkröten schlüpfen, bei den schattigeren Plätzen sind es männliche Jungtiere: also „ heiße Mädels und coole Jungs.“
Der letzte Programmpunkt wird nun sehr lebendig und aufregend. In einem Korb zappeln ca. 60 bis 90 Jungschildkröten, die an diesem Abend geschlüpft sind und nun ins Meer entlassen werden sollen. Der erste Ranger stellt sich mit seiner Taschenlampe ins Wasser, damit auch alle den richtigen Weg ins Meer finden. Dann wird der Korb umgekippt. Viele der kleinen Schildkröten sind dennoch verwirrt und laufen in die falsche Richtung. Aber es sind ja mehrere Zuschauer vor Ort, die ihnen die richtige Richtung ins Meer zeigen. Mit fröhlichen Wünschen für ein langes Leben werden sie entlassen. Leider sind es aber nur 3 %, die es schaffen, die erste Zeit im Meer zu überleben. Wer es dann geschafft hat, hat gute Aussichten, bis zu 100 Jahre alt zu werden und nach ca. 30 Jahren als Schildkrötenmutter wieder an diesem Strand zu landen. Die Mütter kommen immer wieder an den Strand zurück, an dem sie geboren wurden. Wenn es dann dieses Projekt noch gibt, geht der Lebenszyklus wieder von vorne los. Alle Mutterschildkröten werden übrigens mit einem Flossenklip versehen, um festzustellen, in welchem Zeitabstand sie diese Insel besuchen. Heute weiß man schon, dass die Tiere alle zwei bis drei Jahre zur Eiablage zurückkehren. Für uns geht nun ein spannendes Erlebnis dem Ende entgegen. Über Nacht bleiben wir noch auf der Insel. Wir können am nächsten Morgen auf der Anzeigetafel lesen, dass zwölf Landungen von Muttertieren stattgefunden haben und über 450 Eier in die Hatchery umgesetzt wurden. Das bedeutet, dass bei 3 % überlebenden Schildkröten aus dieser Nacht, 14 Tiere die Weltmeere bevölkern werden. Wir erfahren, dass seit Beginn dieses Projektes das Aussterben dieser Spezies nicht nur gebremst werden konnte, sondern die Population wieder angestiegen ist. Damit scheint das Überleben der Meeresschildkröten erst einmal gesichert zu sein.
Orang-Utan-Rehabilitation-Center in Sepilok
Am frühen Morgen kehren wir mit dem Boot von der Schildkröteninsel zurück nach Sandakan. Am Ufer stehen dicht an dicht die Stelzenhäuser, verbunden mit Holzstegen. Diese Holzhäuser sehen recht komfortabel aus. Leider schwimmt viel Müll unter den Häusern im Meer. Die Fahrt nach Sepilok zum Borneo Orang-Utan Rehabilitationszentrum dauert etwa eine halbe Stunde. Die Straße führt oft durch nicht mehr enden wollende Palmölplantagen, die sich entlang der Küsten ziehen. Auch aus dem Flugzeug beobachteten wir das Meer der Palmolivenbäume. Leider wird der Urwald zerstört, um diese Plantage zu errichten. Täglich wird eine Fläche von mehreren Fußballfeldern gerodet. Um 10 Uhr morgens sahen wir uns die Fütterung der Orang-Utans an. Die „Menschen des Waldes“, die hier im Regenwald auf Borneo leben, sind vor allem junge verwaiste Tiere, die auf das selbständige Leben in der freien Wildbahn vorbereitet werden. Von der Plattform beobachteten wir die Affen, während sie mit frischem Obst und Nüssen gefüttert werden. Auch freche Makaken versuchen, den Orang Utans das Futter abzuluchsen. Ein lustiges Schauspiel! Nach ca. 1,5 Stunden lichten sich die Reihen der Zuschauer und wir laufen fast alleine auf den angelegten Holzstegen, in der Hoffnung, einem Orang Utan aus der Nähe in die Augen zu schauen. Plötzlich stieg ein Orang-Utan vom Baum auf den Steg. Wie sehr hatte ich mir diesen Moment gewünscht! Einem Orang-Utan sooo nahe zu sein! Ihm folgte ein weiterer mit einem Orang-Utan Baby auf dem Rücken, resp. Bauch. Am liebsten hätte ich sie berührt, ja in den Arm genommen, doch das sollte man nicht tun. Zufrieden verließen wir die Orang-Utans, die übrigens nur auf der Insel Borneo leben.
Regenwald auf Borneo, Dschungelboot Cruise auf dem Kinabatangan River
Die malaysischen Regenwälder gelten als die ältesten der Welt. In Sabah, dem nördlichen Teil der Insel Borneo, machen Tropenwälder noch 60% der Fläche aus. Dort befinden sich über 8.000 Arten blühender Pflanzen, über 200 Baumarten, 200 Säugetierarten, mehr als 600 Vogelarten, über 100 verschiedene Echsenarten, weit über 100.000 Insekten und 130 Schlangenarten. Unser Ausganspunkt ist die Bilit Rainforest Lodge, mit luxuriösen Hütten und gutem Essen. Hier verbrachten wir vier Tage. An einem Abend führten uns die muslimischen Mädel, die hier arbeiten, einen traditionellen Tanz auf, der uns viel Freude bereitete. Täglich werden hier zu verschiedenen Uhrzeiten 3-4-stündige Flussfahrten angeboten, um am Ufer des Kinabatangan Flusses Tiere zu beobachten. Der Kinabatangan River ist mit 600 Kilometern der längste Fluss Sabahs. An seinem Ufer gibt es sowohl primären Regenwald, (ursprünglichen Wald) als auch Sekundärwald, vom Menschen bearbeitet. Palmolivenbäume säumen her oft über weite Strecken das Ufer. Bei der Morgenkreuzfahrt konnten wir viele Vögel beobachten, darunter die interessanten Gibbons und Hornvögel, Raubvögel wie z.B. Mouse Deer, Störche, Reiher. Am Nachmittag waren es die Orang-Utans, die Nasenaffen, die auch nur hier auf Borneo leben, Makaken, Warane, eine wilde Katze und ein Krokodil. In der Nachtsafari konnten wir auch das eine oder andere Tier beobachten: kleine Krokodile, eine zierliche Schlange auf einem Ast und schlafende Vögel.
Schwimmende Elefantenherde
Der Höhepunkt dieses Reiseabschnittes war, einer Elefantenherde beim Überqueren dieses mächtigen Flusses zuzuschauen. Wir hatten großes Glück, da es selten vorkommt, dieses Schauspiel beobachten zu können. Die Pgymy Elefanten, die hier auf der Insel Borneo leben, sind die kleinsten der Welt. Die Herde, die wir beobachten konnten, bestand aus ca. 50 Elefanten, darunter viele Elefantenkinder. Am Ufer organisierten die Elefanten das Übersetzten der Herde. Das wurde mit lautem Trompeten kundgetan. Die Aufregung lag in der Luft. Selbstverständlich blieben wir mit unseren Booten auf Distanz, um die Elefanten nicht zu stören und uns selbst nicht in Gefahr zu bringen. In Gruppen von bis zu zehn Elefanten schwammen sie über den Fluss, wobei die Elefantenbabys in die Mitte genommen wurden. Nur der obere Teil des Kopfes, die Rüssel und Wasserfontänen waren während des Schwimmens der Dickhäuter über den ca. 100 m breiten Fluss erkennbar.
Ochsenbogen und Wasserhyazinthen – der Oxbow See
Durch einen schmalen Wasserkanal von ca. 5m Breite glitt unser Boot in Richtung Oxbow Lake. Die Äste der Bäume und Sträucher ragten über den Kanal und bildeten einen natürlichen Tunnel. Dann erreichten wir den See, dessen Ufer ringsum vom Dschungel umzäunt ist. Oxbow heißt so viel wie Ochsenbogen (gemeint ist der Bogen, den die Hörner des Ochsen beschreiben), womit die Form des Sees charakterisiert wird. Genau genommen ist es gar kein See, sondern ein Altarm des Sungai Kinabatangan, der vom Hauptlauf des Flusses abgeschnitten ist. Dies geschieht dadurch, dass der Kinabatangan in seinem Unterlauf mäandriert. Durch die Erosion des Wassers entsteht aus einer kleinen Flussbiegung ein immer weiterer Bogen, bis der Fluss fast einen Kreis beschreibt. So wie das Wasser den Bogen an seiner schmalsten Stelle durchbricht, entsteht anschließend ein U-förmiger See oder eben ein Oxbow Lake. Am Ende des Sees fahren wir mit Schwung in einen dichten Teppich aus Schwimmpflanzen. »Das hier sind alles Wasserhyazinthen«, verrät unser Reiseleiter und erklärt, dass diese aus Südamerika stammen. Für mehrere Seen auf Borneo ist die schnell wachsende Pflanze zum Problem geworden, da sie heimische Arten verdrängt und die Verlandung der Gewässer stark beschleunigt. Deshalb wird der See regelmäßig von den Pflanzen gereinigt. Würde man das nicht tun, würde er verschwinden. Natürlich wachsen die Wasserhyazinthen auch in ihrer Heimat in Südamerika sehr schnell. Allerdings werden sie dort von Schweinen gefressen, die es jedoch in den muslimisch geprägten Regionen von Borneo nicht gibt. Da es auf der Insel auch sonst keine Tiere gibt, die diese Menge von Hyazinthen vernichtet, können sich die Pflanzen nahezu ungehindert ausbreiten. Wir genießen die Ruhe, lassen unsere Blicke über den See schweifen und setzen unsere Fahrt fort.
Eine Woche auf der Insel Luzon, Philippinen
Ausganspunkt war die Hauptstadt Manila, eine Stadt mit vielen Gesichtern. Die Reise habe ich im Vorfeld in einem Reisebüro von Manila gebucht. Alle geplanten Touren wurden von kompetenten Reiseführern durchgeführt. Unser Auto war ein Toyota Van in einem sehr guten Zustand. Dieses Reisebüro empfehle ich gerne. www.filipinotravel.com. Unser Aufenthalt beschränkte sich nur auf die Insel Luzon. Von den drei Sehenswürdigkeiten haben uns die Reistrassen von Banaue am meisten beeindruckt; der Tal Vulkan und die Bootsfahrten zu dem Pagsanjan Wasserfall etwas weniger. Das „Aliwan“ Festival mit Showeinlagen begeisterte uns in besonderem Maße.
Manila, die Hauptstadt der Philippinen
Wir hatten ein Hotel mit drei Sternen gebucht, das zwar sauber, aber seiner Sternenanzahl nicht gerecht war. Zum nächsten Mal buche ich sicherheitshalber einen Stern mehr. Es war Trockenzeit. Diese beginnt im Januar und dauert bis April/Mai, also hohe Temperaturen bis zu 40 Grad. Der Verkehr in der 18 Millionen Metropole ist etwas hektisch. Oft gilt das Gesetzt des Stärkeren. Mir fielen die Jeepneys sofort auf. Was sind das? Die verlängerten Geländewägen sind billige öffentliche Verkehrsmittel, in welchen man etwas gebückt oder gequetscht sitzt, doch man kommt schnell und unkompliziert zum Ziel. Der Name kommt von dem Geländewagen der Marke „ Jeep“ und dem englischen Knie „knee“ weil es so eng drin ist. Die Länge der Wagen unterscheiden sie von den normalen Geländewagen. Den ersten baute ein Familienvater mit vielen Kindern. Da in dem normalen Jeep kein Platz für alle war, verlängerte er den amerikanischen Jeep, ein Überbleibsel aus dem Krieg. Als Chassis dient er heute, der ausgediente Kleinlastkraft- und Geländewagen. Seine Farbe wie auch das Design sind etwas eigen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kein Jeepney sieht aus wie der andere. Viele schmücken sich mit dem Markensymbol bekannter Automarken. Mich faszinierte diese Vielfalt.
Die Metropole Manila besteht aus 14 Verwaltungsbezirken (ehemalige Städte), die sehr unterschiedlich sind. Es gibt stinkende Straßen mit alten Gebäuden, andere beeindrucken durch ihre Skylin und Sauberkeit, und in anderen wiederum sind Slams angesiedelt. Beim Anblick der Slams läuft es mir kalt über den Rücken. Unglaublich, wie Menschen hier dauerhaft leben!! Unser Reiseleiter und Chauffeur erzählte uns, dass er früher auch in den Slams gewohnt habe und es mit Fleiß geschafft hat, von dort herauszukommen. Deshalb ist mir ein Gesamturteil über Manila nicht möglich.
Im zweiten Weltkrieg wurde Manila völlig zerstört, ungefähr in dem Ausmaß wie Dresden. Erst bombardierten die Japaner 1941 die Stadt und beim Befreiungskampf der Amerikaner gegen die Japaner 1945 wurde das Ausmaß der Zerstörungen noch größer. Es ist erstaunlich, wie großartig sich die Stadt in diesen 72 Jahren danach entwickelt hat.
An einem Tag haben wir folgende Sehenswürdigkeiten besucht: die Festung Intramuros, wo man etwas von der Geschichte Manilas mitbekommt, den Park Jose Rizal und den Amerikanischen Friedhof.
Intramuros
Das Fort Santiago ist eine alte Bastion der Spanier. Die Philippinen waren von 1565 – 1898 eine spanische Kolonie. 1896 fand die Philippinische Revolution gegen die Spanier statt. Der Revolutionsführer war Jose Rizal, der von den Spaniern hingerichtet wurde. Rizal ist somit zum Helden der Philippiner geworden. Seine letzten Schritte von der Gefängniszelle zu dem Erschießungsort sind als Fußstapfen im Fort Santiago markiert. Auch in den Museen Manilas ist Rizal omnipräsent. Kurz nach der Befreiung von der spanischen Kolonialherrschaft kämpften die Philippiner gegen die Amerikaner. Weil sie diesen Kampf verloren, war das Land zwischem1899 – 1942 Amerikanische Kolonie. 1942 bis 1925 besetzten die Japaner das Land. In dieser Zeit wurde das Fort Santiago zum Gefängnis umgebaut. Im Massaker von Manila wurden 100.000 Zivilisten ermordet. Am 4. Juli 1946 wurden die Philippinen offiziell in die Unabhängigkeit entlassen. Die USA behielten einige Jahrzehnte lang wirtschaftliche Sonderrechte und militärische Stützpunkte und spielen bis heute eine wichtige Rolle in der philippinischen Politik.
Der amerikanische Gedenkfriedhof in Manila ist nicht nur ein Muss für amerikanische Besucher. Dies ist ein emotionales Symbol des amerikanischen Heldentums und eine Erinnerung an die komplizierte Geschichte der amerikanischen Intervention in dieser Region. Auf dem 62 Hektar großen Gelände sind 17.200 Amerikaner beerdigt, die im Pazifikkrieg während des 2. Weltkriegs kämpften. In einer Säulengalerie gibt es riesige Karten aus Mosaiksteinen hergestellt, auf denen die kriegerischen Brennpunkte dargestellt sind. Es ist der zweitgrößte Friedhof außerhalb der USA. Hier fanden diejenigen ihre letzte Ruhe, die beispielsweise beim Kampf um die von den Japanern eingenommenen Inseln in Neuguinea oder dem Kampf der Philippinen in den Jahren 1941 und 1942 starben. Die Grabsteine sind aus Marmor und das Gras auf diesem riesigen Areal ist ständig auf „Zahnbürstenhöhe“ geschnitten. Ein enormer Aufwand, der hier betrieben wird. Ich habe ein kontroverses Gefühl auf diesem Friedhof, weil mit dem Ehren der „Helden“ der Krieg verherrlicht wird. Ich wünschte mir, es gäbe keine weiteren Kriege auf dieser Welt. „Die Helden“ haben nichts davon. Nur die Oberbefehlshaber brüsten sich mit ihren Siegen. Obwohl der Friedhof von der Großstadt umgeben ist, wirkt er erstaunlich ruhig und friedlich. Täglich kommen Spaziergänger her, um mit ihren Gedanken allein zu sein.
Wer längere Zeit in Manila verbringt, kann in der „Mall of Asia“, eines der größten Einkaufshäuser Asiens, shoppen. Vor dem Moll gibt es eine Küstenpromenade, die zum Spaziergang einlädt.
Aliwan Festival
Unser Highlight in Manila war das Aliwan Festival. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Manila feierte am 22.04.2017 das Aliwan Festival. „Aliwan“ heißt in der einheimischen Sprache „Unterhaltung“, doch es war viel mehr als das. Es ist die „Mutter aller Festivals“ eines der beliebtesten Festivals auf den Philippinen und zieht Touristen aus dem ganzen Land an. Die jährliche Veranstaltung zeigt die vielfältige Kultur der Einheimischen. Begonnen hat das Festival mit einem Trachtenumzug und erreichte seinen Höhepunkt mit einer überaus interessanten Darbietung. Jeder Trachtenumzug bestand aus ca. 50-100 Tänzern und einem geschmückter Festwagen. Fast von jedem Wagen winkten hübsche Frauen den Zuschauern zu, viele mit einer „Miss“- Binde um ihre Brust. Die 20 Gruppen kamen aus verschiedenen Städten Manilas und waren Sieger der lokalen Festivals. Das Ziel des Aliwan-Festivals ist, die verschiedenen Kulturen des Landes zu fördern und die Geschichte zu erzählen. Die Themen waren: die Tierwelt im Regenwald, die Ernte, insbesondere die der Reisfelder, die Befreiung von der Besatzung der Kolonialherrschaft und die Küstenparade. Vor einer Juri, dem Fernsehen und selbstverständlich vor vielen Zuschauern, inszenierte jede Gruppe eine Vorstellung zu ihrem Thema. Mit rollenden Paneelen, mit bunter Kleidung und mit temperamentvollen Tänzen zauberten sie farbenfrohe Bilder in einem atemberaubenden Rhythmus und heftiger Lautstärke, die durch die Lautsprecher dröhnte. Wie schnell und präzise die Künstler diese Bilder produzieren, ist in Worten kaum zu beschreiben. Für die Sieger gibt es ein Preisgeld für den schönsten Wagen, für die schönsten Frauen und für die besten Tänzer. Nie zuvor habe ich so eine Darbietung gesehen und war deshalb total begeistert und voller Bewunderung für diese Menschen. Trotz der 35° bewegten sie sich wie in Trance in einem schnellen Tempo. Zufälliger weise hielten wir uns in der Nähe der Tribüne auf, wo die Juri, die Organisationszentrale und der Kommentator untergebracht waren. Als man uns „entdeckte“, wir waren übrigens die einzigen ausländischen Besucher weit und breit, wurden wir auf die Tribüne gebeten. Eine tolle Geste!! Hier winkten und lachten uns die Menschen zu und bewirteten uns mit Essen und Trinken.
Manila verdient nicht nur den Ruf einer dreckigen und armen Stadt. Es gibt, so wie ich es vorher geschildert habe, einiges zu besichtigen und zu entdecken. Von dem Kampf, den die Philippinische Regierung gegen die Drogenhändler und -Konsumenten führt, die oft mit der Erschießung derjenigen einhergeht, bekamen wir nichts mit.
Taal Vulcano
Schon die Anreise, die zwei Stunden von Manila dauerte, war eine Bereicherung. Wir sahen zum ersten Mal Ananasfelder. Diese lagen ca. 150 m über dem Meeresspiegel. Assoziiert mit dem tropischen Klima sind dieses die idealen Bedingungen, die diese sehr gut schmeckenden Früchte brauchen, um zu gedeihen. Jede Pflanze wächst einzeln. Bald stoppte unser Auto auf einer Anhöhe vor einem riesigen See. „Wir stehen hier auf einem Vulkanrand“, begann der Reiseleiter, die Besonderheit dieses Vulkans zu erklären. Vor uns der Lake Taal, ein riesiger Vulkan-See, in seiner Mitte ein kleiner Vulkan und in dessen Mitte wiederum ein Kratersee mit einer weiteren winzigen Kraterspitze. Verwirrend, aber beeindruckend. Mit einem Boot setzten wir auf die Insel hinüber. Am Ufer der Vulkaninsel stehen zig geschäftstüchtige Filipinos mit zig abgemagerten alten Armeepferden bereit, uns dazu zu überreden, den Vulkan auf dem Rücken eines der armen Gäule zu erklimmen. Lieber würde ich eines der armen Tiere hoch tragen. Wir entschieden uns, die paar Höhenmeter zu Fuß zu gehen. Der Boden ist heiß, der Weg staubig, da die Pferde den sandigen Boden zertrampeln. Jetzt wussten wir, warum die Einheimischen Mundmasken anbieten. Zwei jungen Mädeln gebe ich das Geld dafür, nahm aber die Masken nicht. Ich wollte nur mit dem bescheidenen Betrag ihre Existenz unterstützen. An vielen Stellen dampft es aus Felsspalten, der Vulkan ist also noch aktiv, aber ein großer Ausbruch ist nicht vorausgesagt. Immer wieder kommen mir Einheimische mit ihren Besuchern hoch zu Ross entgegen. Oben auf dem Kraterrand des zweiten Vulkans habe ich einen fantastischen Blick auf den Kratersee, der 150 m tiefer liegt und die Farben je nach Sonneneinstrahlung wechselt, sowie die vielen Inseln vor der Küste Luzons.
Pasanjang Wasserfall
Nach zwei Stunden Fahrt von Manila erreichen wir den Ausganspunkt für das bevorstehende Erlebnis. Hier werden Schwimmwesten verteilt und wir werden zu zwei Bootsführern geführt, die sich die nächsten drei Stunden um uns kümmern werden. Die Fahrt beginnt mit einer malerischen und ruhigen Bootsfahrt flussaufwärts in einem einheimischen Dugout-Kanu (Banca). Das Boot ist sehr wacklig und wurde von einem motorbetriebenen Boot ins Schlepptau genommen. Ein Ufer ist mit Wald gesäumt, am anderen reihen sich Häuser aneinander. Leider ist das Wasser nicht sauber. Auch hier schwimmen Plastikreste. Am Beginn der Stromschnellen endet die Fahrt mit dem Schleppboot und die Guides fangen mit dem Rudern an. Wir bewegen uns flussaufwärts. Wiederholte Male sind die Stromschnellen so stark, dass einer der Guides aussteigt und das Boot mit unglaublicher Geschicklichkeit und Kraft nach oben schiebt. Sehr beeindruckend! Ich fühle mich etwas unwohl, weil die Männer so hart arbeiten und Dagi und ich wie die Paschas im Boot sitzen. An einer Stelle, an der das Wasser des Baches zwischen den Steinen verläuft, wird das Boot mit uns über Baumstämme nach oben geschoben. Man sollte sich nie am Bootsrand festhalten, da die Gefahr besteht, die Finger zu quetschen, wenn man gegen ein Hindernis fährt. Wir fahren an mehreren kleinen Wasserfällen vorbei und genießen die tolle Vegetation in der engen Schlucht, bis diese abrupt endet. Hier ergießt sich der Hauptwasserfall in die Schlucht und bildet einen See. Auf einem Floß lassen wir uns an einem Seil über den See ziehen, bis in eine kleine Grotte hinter dem Wasserfall. Dabei queren wir den den Wasserfall. Ich liebe es, die Urgewalt der Natur zu spüren, in diesem Fall das von 90 m herabfallende Wasser das auf meinen Körper prasselt. Das laute Getöse verleiht dem reißenden Bad die nötige Dramatik. Noch ein paar Fotos vor und hinter dem Wasserfall, dann geht es in rasanter Fahrt wieder flussabwärts. Unzählige Boote mit Touristen kommen uns entgegen. Der Wasserfall ernährt hier viele Mäuler. Deshalb haben wir dem Bootsfahrer etwas Trinkgeld gegeben.
Die Reisterassen von Banaue – das achte Weltwunder
Anreise nach Banaue
Eines der ausgewählten Reiseziele waren die Reisterrassen von Banaue, genauer das Dorf Batad im Norden der Philippinen. Es sind mehrere Dörfer und Reistereassen, die zusammen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Sie gehören definitiv zu den Highlights der Sehenswürdigkeiten auf den Philippinen, jedoch ist die Anreise mühsam. Man kann nur über die Straße dahin gelangen. Aus Manila dauert die Fahrt mit dem Nachtbus neun Stunden. Wir fuhren am Tag mit einem PKW und diese Fahrt dauerte ebenfalls neun Stunden, da viel Verkehr auf den Straßen ist. Als wir in das etwas heruntergekommene Hotel eincheckten, fragten wir uns, ob dieser Aufwand es wert ist. Übermorgen stand ja schon die Rückfahrt an. Am nächsten Morgen fuhren wir vom Hotel aus mit einem Jeepney in Richtung Batad. Nach kurzer Fahrzeit offenbarten sich uns die ersten Reisfelder. Schon in diesem ersten Moment waren alle Zweifel bezüglich des hohen Aufwands von uns gewichen. Die frischen Setzlinge bilden einen hellgrünen Teppich, der tiefblaue Himmel bietet den perfekten Hintergrund. Wir sind im April hier und das spielt eine große Rolle. Die Reisterassen sollten von April bis Ende Juli besichtigt werden, weil man sonst leere Terrassen, höchstens mit Wasser oder Dünger gefüllt, vor Augen bekommt.
Das Reisdorf Batad
Nach einer Stunde Fahrt von Banaue erreichen wir den sogenannten Saddel, den Punkt, an dem die Straße endet. Ab hier aus geht man dann 1,5 Stunden bergab, um das Dorf Batad zu erreichen. Das Dorf kann nur über diesen Pfad erreicht werden. Die Straße wird nach und nach verlängert und irgendwann wird sie bis ins Dorf führen. Brijhet Salivan ist an diesem Tag unsere Reiseleiterin. Eine kleine, zierliche Frau, die uns einen unvergesslichen Tag schenkt. Sie stammt aus dem Dorf Batad, ist freundlich, klug und sympathisch, verheiratet, Mutter einer dreijährigen Tochter, die wir später kennenlernen sollten. Brijhet ging hier zur Schule, musste also dafür täglich viele Höhenmeter bewältigen, weil ihr Haus im Tal lag und die Schule oben auf dem Berg. Erst erklärt sie uns die Pflanzen am Wegesrand. Sie zeigt uns unter anderem eine Pflanze mit weichen Blättern, die früher als Toilettenpapier benutzt wurde. Hinter einem Bergrücken offenbaren sich dann die berühmten Reisterassen.
Ein atemberaubender Anblick
Der erste Eindruck ist der Wahnsinn! Batad ist genial und live ist es tatsächlich noch viele Male besser als auf den Fotos, die ich früher gesehen hatte. In einem Amphitheater sind hier die Reisterrassen von oben bis unten an den steilen Hängen angelegt. Das helle Grün der noch jungen Reispflanzen strahlt in der Sonne. Unten im Tal das kleine Dorf Batad, dass mich an ein Gallier- Dorf erinnert. Vereinzelt gibt es Häuser, die förmlich am Hang kleben. Die Aussicht auf das Dorf, das unten im Tal in den Reisterrassen eingebettet ist, ist einfach unglaublich schön. Man kann tief in die Kiste der anpreisenden Adjektive greifen, man kann sie einzigartig, majestätisch nennen. Fotos können einigermaßen erklären, warum die Reisterrassen so einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen, wenn man sie selber sieht. Der Weg durch das Terrassenmeer verläuft auf den Mauern, die die Terrassen stützen und ist ein Erlebnis für sich, weil sie zum Teil sehr schmal sind. Erst geht es nach oben zu einem Aussichtspunkt, wo wir den Durst mit Kokosmilch stillen. Brijhet erzählt uns die Geschichte der Terrassen und die aktuelle Situation der Bauern.
Wunderschön trotz des hohen Alters
Errichtet wurden sie schon vor 2000 Jahren mit dem einen Ziel, die Menschen zu ernähren. Hunderte von Generationen Fleiß und ackerbaulicher Klugheit stecken da drin. Würde man die Parzellen aneinander reihen, wäre diese Strecke 25.000 Kilometer lang. Die Ureinwohner der nordphilippinischen Kordilleren formten aus den weichen, vorwiegend aus Erde und Humus bestehenden vulkanischen Bergen diese Mauren. Sie errichteten zudem ein Kanalsystem zur Bewässerung. Durch Öffnen und Schließen von Wehren findet Quellwasser seinen Weg von den obersten bis zu den unteren Terrassen. Wie wichtig und wie kostbar Reis einst war, lässt sich vor allem in den steilen Lagen erkennen, wo die Terrassen manchmal nur wenige Quadratmeter groß sind, deren Bewässerung, Pflege, Ernte nur unter allergrößten Mühen möglich ist. Der Einsatz von Wasserbüffeln oder Maschinen ist hier unmöglich. Die Anbaumethode und die Pflege hat sich seit den Anfängen des Reisanbaus nicht verändert. Es ist eine sehr anstrengende Arbeit. Beim Setzen der Setzlinge haben die Bäuerinnen und Bauern den ganzen Tag eine gebückte Haltung. Wenn die Reishalme wachsen, muss man die Reihen lichten und ständig das Feld und die Mauern vom Unkraut befreien.
Die Kopfjäger hielten die Spanier fern
Die Ifugao, die Volksgruppe, die hier lebt und den Reis friedlich anbaut, waren nicht immer und nicht zu jedem freundlich. Sie waren Kopfjäger. Der Kopf eines im Kampf besiegten Menschen wurde hier schnell zur Trophäe, aufgespießt und ausgestellt – und es war egal, ob es sich um den Kopf eines Stammesnachbarn oder eines europäischen Fremden handelte. Unverändert sind auch die Eigentumsverhältnisse. Schon immer bekam der älteste Sohn der Familie die gesamten Reisfelder. Später Geborene mussten als Hilfskräfte auf den Feldern der Besitzenden Lohnarbeit leisten. Die Entlohnung erfolgt noch immer in Naturalien. Die Hälfte der Ernte steht dem Arbeiter zu. Geld gibt es nicht, weil die Reisernte nicht einmal den Eigenbedarf deckt. Deshalb müssen die Bauern Reis zukaufen.
Bei Brijhet zuhause in Batad
Wir verließen den Aussichtspunkt des Bergrückens in Richtung Dorf. Auf den steilen Treppen, die uns bergab führten, lud uns Brijhet überraschend zu ihrer Familie ein. Eine ungefähr ein Meter hohe Steinmauer begrenzt das Grundstück, auf dem drei Häuser stehen: das der Großeltern, der Eltern und ihres. Der Großvater nickte uns zu, als wir den Hof betraten. Er ist fast blind; das sah man seinen Auge. Der Vater und ihre dreijährige Tochter begrüßten uns. Zu meiner Freude war eines der Häuser noch ein traditionelles, welches heute noch bewohnt wird. Diesem galt meine Aufmerksamkeit. Das Haus steht auf einer Plattform auf vier Pfeilern ca. 1,5m über dem Erdboden. Das Dach ist mit Gräsern gedeckt und reicht bis zum Hausboden herunter. Mir kommen diese Häuser sehr klein vor. Der quadratische Grundriss hat gerade mal 6×6 Meter und es gibt nur einen Raum. Mit einer Leiter stiegen wir ins Haus. Vor uns der Herd, ein offenes Feuer. Abzug hat das Haus keinen, nur ein Fenster. Deshalb ist alles schwarz vom Rauch. Oberhalb des Herdes ist Reis zum Trocknen gestapelt. Links und rechts Regale. Wie viele Leute wohnen drin und wo schlafen sie, wollte ich von Brijhet wissen. „Die ganze Familie“ sagte sie, zeigte mir die dünnen Matten im Eck der Hütte. Es waren vier Geschwister!! Erstaunlich!! Als nächstes durfte ich mit ihr und ihrem Vater Reis dreschen. Sie brachten ein Bündel Reis, welches 3 kg Reis hergeben wird. Erst befreiten wir mit der Hand die Körner von dem Stängel. Danach schütteten wir diese in einen Mörser aus Stein. Mit zwei dicken und ca. ein Meter langen Holzknüppeln schlugen wir auf die Pflanzen ein. Danach trennten wir die Spreu vom Reis, indem wir erst alles in einen geflochtenen Korb schüttelten. An der Spreu waren die Schweine, Hühner und die Hunde interessiert, die diese auffraßen, sobald sie auf dem Boden landete. Dreimal wiederholte sich dieser Vorgang, bis wir nur noch Reis in der Schüssel hatten. Eine harte Arbeit. Dieser Reis reicht gerade für zwei Tage, dann wird wieder gedroschen. Mir ist die „Puste“ zum Teil ausgegangen, als wir im Wechsel mit dem Vater die Holzknüppel in den Mörser schlugen. Unsere Großeltern haben mit der gleichen Methode bis in die 1980 Jahre das Getreide gedroschen. In der Nähe eines Reisspeichers entdecke ich eine schwarze Holzfigur, die hockend und nachdenklich dreinschaut. Es ist Bulu, der Reisbeschützer, klärte mich Brijhet auf. Er wird nach der Reisernte zum Schutz am Eingang des Speicherhauses aufgestellt. Zum Abschied sang sie uns ein sehr schönes, ruhiges Lied, welches zu dieser einmaligen Landschaft passte.
Wie lang gibt es noch diese Reisterassen?
Die Welt der Reisbauern hat sich verändert. Acht Quadratmeter Terrasse werfen ein Kilogramm Reis ab. Was früher reichte, um die Familie zu ernähren, muss sich heute mit dem Ladenpreis messen. Ein Kilogramm Reis kostet im Supermarkt kaum mehr als zwei Euro. Als Fahrer oder Kellner verdient man sehr viel mehr denn als landloser Reisbauer. Abwanderung nach Manila, Auswanderung nach Übersee sind alternative Lebensentwürfe. Noch lebt die Tradition, doch ihr Ende ist unaufhaltsam.
Die UNESCO hat die Terrassenlandschaft 16 Jahre nach ihrer Adelung als Weltkulturerbe 2001 in die Rote Liste der gefährdeten Kulturstätten aufgenommen. Neben Reisbauern, die in gebückter Haltung Reis pflanzen, Lehmwälle erneuern oder den uralten Kampf gegen das Unkraut kämpfen, erblickt man einige verlassene Terrassen. Die Flächen vergrasen, die Wälle veröden, das Muster aus waagerecht und steil löst sich auf. Eine aufgegebene Reisterrasse verwandelt sich zurück in eine Schräge. Am Ende wird die Terrasse wieder Berg. Leider sind auch die Dörfer der Kordilleren nicht mehr so attraktiv, dass sie viele Touristen anziehen. Die grasgedeckten Ständerhäuser werden ersetzt durch herkömmliche Beton- und Ziegelhäuser, gedeckt mit Wellblech. Leider unternimmt die Regierung auch nichts, um diese einmalige Landschaft dauerhaft am Leben zu erhalten. Birjhet sagte „ Außer Versprechungen gibt es nichts. Deshalb planen wir, im nächsten Jahr nach Banau umzuziehen, damit unsere Tochter nicht so einen weiten Weg in die Schule hat und ich einen Job ausüben kann, von dem wir leben können“. Vollständigkeitshalber möchte ich noch ergänzen, dass man in dem Dorf Batad auch übernachten und einen Ausflug zu dem Wasserfall Tappyia unternehmen kann.
Manchmal muss man viel investieren, um einige Momente Glück zu erleben. Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Die Investitionen haben sich fast immer gelohnt. Doch ich bin keiner, der alles genau “abrechnet“- und das ist gut so.
Vier Tage in einem Dorf in Thailand
In Bangkok besichtigten wir einige der Tempel und flogen dann 500 km nördlich von der Hauptstadt nach Khon Kaen, um danach vier Tage in dem Dorf Chaiyaphum zu verbringen. Wir besuchten Dagis Bruder, der zeitweise hier lebt.
Bad Arun war unser erster Tempel, den wir besuchten. Mit seinem Tellermosaik, das alle Mauern schmückt, ist er eine Augenweide. Hier unterhielten wir uns über eine Stunde lang mit einem Mönch. Er ist Leiter eines größeren Klosters in Bangkok. Er bekräftige die Theorie, dass der Buddhismus keinen Gott hat und war begeistert, als ich ihm sagte, dass ich nicht an Gott glaube, aber sehr wohl an die Lehren, die uns die Religion vermittelt. Was ich aber bisher über den Buddhismus weiß, wird er ebenso ausgeübt wie alle anderen Religionen auch. Es wird gebetet, man spricht von der Erlösung, es gibt eine Hölle, Rituale, man erbittet sich Hilfe von „oben“ usw. Wir besichtigten noch weitere bekannte Tempel in Bangkok wie den What Po mit dem liegenden Buddha und bunten Chedis (kleine Türme mit religiösem Charakter), mit verschiedenartigen Mosaiken und Kacheln.
Den Königstempel konnten wir nicht besuchen, weil hunderte Thais mit Bussen aus dem ganzen Land zu diesem Tempel gebracht worden waren, damit sie um den Tod des Königs Bhumibol trauern. Die Trauer hält ein ganzes Jahr lang an. Überall im Land gibt es große Portraits des Königs und schwarzweiße Trauerbänder. Dieser enorme Personenkult regt in mir Widerstand. Kein Mensch auf der Erde verdient so viel Aufwand, der letztendlich auch viel, viel Geld kostet. Es gibt viele Bedürftige, denen dieses Geld zugutekommen würde. Es ist immer wieder erstaunlich, wie man die Menschen beeinflussen und ihr Denken abschalten kann.
In dem Dorf erlebten wir zwei Feste. Das eine war eine Hauseinweihung, das andere die Verabschiedung eines Jugendlichen in einen buddhistischen Tempel.
Die Vorbereitungen für die Einweihungsfeier waren am Freitagabend abgeschlossen. Eine Bühne wurde aufgebaut, Tische aufgestellt, beides mit Planen abgedeckt, um Schatten zu schaffen. Samstagmorgen trudelten die ersten Gäste ein. Fast das ganze Dorf war dabei sowie deren Verwandte und Freunde. Es war ein Kommen und Gehen. Ca. 60 Gäste waren immer anwesend. Gegen Mittag begann eine Band, die herkömmlich besetzt war: Gitarre, Orgel, Schlagzeug. Die Musik klang sehr gut, aber leider viel zu laut. Diese Lautstärke erlebten wir auch beim nächsten Fest. Die Band bestand aus sechs Mitgliedern und drei Sänger/innen sowie vier Tänzerinnen. Wie überall auf der Welt wurde gegessen und getrunken. Eine provisorische Küche war im Hinterhof aufgebaut. Hier sorgten viele Köchinnen für genügend Essen. Dies erinnerte mich an die Hochzeitsfeiern in Donnersmarkt und in allen anderen Dörfern in Siebenbürgen, wo es früher auch so ähnlich ablief. Dort halfen unsere gut organisierten Nachbarschaften fleißig mit. Das kalte Bier war bei Außentemperaturen zwischen 35-40 Grad sehr willkommen. Eine Art Weinbrand mit 35° Stärke wurde mit Wasser verdünnt getrunken. Damit konnte ich mich nicht anfreunden. Ohne Wasser schon. Die Band spielte ununterbrochen bis in den späten Abend. Vor der Feier waren Umschläge verteilt worden, in welche die Gäste Geld legten, um so die Feier zu finanzieren.
Es ist Tradition, dass aus jeder Familie ein Sohn eine bestimmte Zeit im Kloster verbringt. In der Regel bleiben sie drei Monate dort. Der Sohn des Lehrers teilte mir mit, dass er nur acht Tage im Kloster blieb, weil er zu Hause viel Arbeit gehabt hätte. Ein andere sprach von einem Monat. Bevor die Burschen ins Kloster gehen, wird ihnen zu Ehren ein Fest veranstaltet. Dieses verläuft so ähnlich wie das vorher geschilderte. Den Unterschied macht ein aufgebauter Altar im Haus des Gefeierten und ein Autokorso durch das Dorf aus. Der Jüngling wird kahl geschoren, sitzt im offenen Auto mit einer Lotusblume, die er mit beiden Händen vor seinem Gesicht hält. Neben ihm sitzen seine Eltern. Ein riesiger Laster fährt im Autokorso mit. In der unteren Etage befinden sich viele große Boxen. In der oberen spielt eine Band. Die Lautstärke ist auch hier ohrenbetäubend. Hinter dem Laster „tänzeln“ die Dorfbewohner. In dem Haus des Jünglings wird Karaoke gesungen und die ist auch nicht zu überhören. Karaoke ist hier sehr beliebt. Manchmal gibt es ein kleines Trinkgeld dafür. Ich entdeckte im Hof der Veranstaltung eine Gruppe von zehn Männern, die im Kreis auf dem Boden saßen und Fleisch für die Küche schnitten. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und bewirtet.
Die Dorfbewohner haben mit der Landwirtschaft keinen leichten Stand. Sie bauen hier viel Chili an, und das ist eine harte Arbeit. Auch ist der Preis so gesunken, dass er kaum die Investitionen zum Anbau deckt. Die jungen Leute ziehen, wie fast überall auf der Welt, in die Städte, um dort Schulen zu besuchen und ein einfacheres Leben zu haben.
Auch diese Reise war eine Bereicherung. Wir lernten Menschen aus vier verschiedenen Ländern kennen mit verschiedener Geschichte, verschiedenen Religionen, ihren Liedern und Tänzen. In allen Ländern sind wir freundlichen Menschen begegnet. Dieses bestätigt meine Erfahrung, die ich auf allen Kontinenten dieser Welt machte, dass die Menschen im Grunde gut sind, hilfsbereit, entgegenkommend und offen. Pflanzen, Tiere, Landschaften und Berge lösten Momente der Bewunderung und der Genugtuung aus. Die vielen Palmolivenplantagen, die zu Lasten des Urwaldes gehen, machen mich traurig. Die rasante Entwicklung der Städte finde ich dagegen gut, weil mehr und mehr Menschen ein besseres Leben führen können. Die große Hitze machte uns manchmal zu schaffen. So gerne ich auch reise, so gerne kehre ich zu unseren vier Jahreszeiten zurück. Wegen schlechter Bedingungen vor Ort erlebe ich erst zu Hause in sicherer und vertrauter Umgebung, beim Erinnern, unbeschreibliche Glücksgefühle. Danke an Dagi, die mich auf dieser sehr intensiven Reise mit elf Flügen und unzähligen Fahrten in der großen Hitze Asiens begleitete, die eine oder andere Herausforderung mit Bravour meisterte und sich über das Erlebte mit mir freute.