Als Rucksacktourist in Peru, Bolivien und Chile

Die Reise haben ich selbst geplant und durchgeführt. Dafür waren viele Stunden hinter dem PC, lesen von Reiseberichten und Reiseführer sowie das Lernen der spanischen Sprache erforderlich. Den Reiseführer Peru- und Bolivien Reisen, Know-How Verlag von Autor Kai Ferreira Schmidt kann ich gerne empfehlen.

In meinem Bericht werde ich den einen oder andern Hinweis geben, wie wir die Reise organisiert haben und mit welchen Reisebüros wir gute Erfahrung gemacht haben, um anderen Reiselustigen zur Hand zu gehen. Dagmar Götz und meine Wenigkeit reisten zum Großteil mit öffentlichen Verkehrsmittel und lernten so die Gegebenheiten vor Ort noch besser kennen.

Lima, die Hauptstadt Perus

Von München sind wir mit Continental Airlines über New York nach Lima geflogen. Das waren zweimal 8 Stunden, Kosten €1000.

Unser erstes Reiseziel war Lima, eine Stadt mit knapp 10 Millionen Einwohnern, in der die Gebäude und Wohnungen den großen sozialen und materiellen Unterschied, der hier lebenden Bevölkerung offenbaren. Sowohl Hochhäuser, zum Beispiel in dem Stadtteil Miraflores mit prächtigen Glasfassaden, bis hin zu den kleinen unfertigen Häusern, die an den kargen Berghängen kleben, prägen das Stadtbild. Viele Menschen leben in Armut. Dieses Bild wiederholte sich in fast allen besuchten Städten, da viele Dorfbewohner ihr mühseliges Leben auf dem Lande aufgeben und in die Städte ziehen. Da noch ein großer Anteil der Bevölkerung nicht ausgebildet ist, finden einige unter ihnen keine oder schlecht bezahlte Jobs. Heut zu Tage haben alle Kinder die Möglichkeit eine Schule zu besuchen auch in den entlegensten Ortschaften. Es wird noch einige Jahre dauern bis der wirtschaftliche Aufschwung Wohlstand für alle bringt, aber es ist zu erkennen, dass die Peruaner diesen Weg gehen und es schaffen werden. In Peru gibt es viele Minen, in denen die verschiedenste Metalle gefördert werden, wie Eisen, Gold, Silber, Kupfer, Zink und Blei.

Zu den Sehenswürdigkeiten. Die Altstadt mit ihrem Hauptplatz, Plaza Major, zeugt mit der Kathedrale und den weiteren Gebäuden von der spanischen Besatzungszeit zwischen 1532 – 1823. In dem Park mit Springbrunnen genießen die viele Menschen und Tauben den ganztägigen Sonnenschein. Die geschlossenen Holzbalkone (Erker) sowie einige Gebäude wie der Palast des Erzbischofs geben ein gutes Bild ab. Beeindruckend die Wasserspiele einer Anlage mit 7 Springbrunnen, deren Wasserstrahlen zum Teil mit verschiedenen Farbtönen oder mit Laser beleuchtet werden und nach Musik hin und her tanzen. Unbedingt am Abend besuchen, es ist wunderbar. An der Küste des pazifischen Ozeans besuchten wir die Fischer, die ihre Beute in dem 16-18° kaltem Wasser mit Netzen in kleinen Fischerbooten fingen und auf dem kleinen Markt verkauften. Der Humboldt Strom lässt die Wassertemperaturen nie höher steigen, von daher ist das Baden an der ganzen Westküste Südamerikas kein Vergnügen.

Inkahauptstadt Cusco

Die Inkazeit dauerte bis zum Einfall der Spanier im Jahr 1523 vom 13.-16. Jahrhundert. Mit den mitgebrachten Krankheitserregern dezimierten sie die einheimischen Bevölkerung von 14 Millionen auf 800.000 Menschen. Des Weiteren ermordeten sie den letzten der insgesamt 13 Inkaführer, Atahualpas. Im Inka-Museum und weiteren Museen kann man die Geschichte der Urvölker nachvollziehen. Der Inka-Staat war autoritär organisiert. Das Gefüge war nach heutigem Gesichtspunkt ein sozialistischer Staat, streng kollektivistisch, durchorganisiert, ohne persönliche Freiheiten. Der Adel und die oberen Staatsbeamten hatten viele Privilegien. Sie waren von der Feldarbeit und Militär befreit. Die Inkas hinterließen ein Straßennetz von 20.000 km und setzten Maßstäbe in der Baukunst. Die Kunst der Inkas war schlicht und nüchtern, sie diente der Verherrlichung der Herrscher. Mich stößt es bitter auf, wenn ich an die Inkas denke, weil ich die „rumänischen (kommunistischen)Inkas“ erlebt habe, die ein sehr ähnliches politisches System hatten.

Machu Picchu

Von Cusco ging es mit Bus und Bahn zu einer der berühmtesten Siedlungen der Inkas, Machu Picchu (2.470-2.530Hm), welche von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Es ist auch möglich in 2-5 Tagen hin zu trekken. Aus Aguas Calientes kann man mit dem Bus oder zu Fuß (ab Hostel 1,5 Std. Gehzeit) die ehemalige Inkasiedlung, mit noch sehr gut erhaltenen Ruinen, erreichen. Von hieraus bestiegen wir den Berg Wuayna Pichu (2.701Hm), von dem aus die Inkas die Sterne beobachteten. Um den Berg besteigen zu können, muss man unter den ersten 400 Besuchern sein, da nur denjenigen einen Stempel als Genehmigung für die Besteigung erhalten. Das heißt man um 6:00 Uhr am unteren Eingang im Tal sein und zügig hoch laufen. Die Einschränkung ist notwendig, da es her oben sehr steil ist und es nur schmale, enge Treppen und Wege zum Begehen gibt. Bei Sonnenschein genossen wir die herrliche Berglandschaft. Diese ist mit tropischen Wäldern bewachsen, in denen viele Blumenarten u. a. eine Vielzahl von Orchideen ihr zu Hause haben. Es ist empfehlenswert für die Besichtigung einen Führer zu buchen, da durch dessen Erläuterungen diese schön übereinander gereihten Steine eine Bedeutung erhalten. Die Führung dauert zwei Stunde. Es gibt viele Interpretationen über diese Stadt. Der Baubeginn war um 1440, verlassen wurde sie von den Inkas im 16. Jahrhundert, um sich vor den Spaniern in Sicherheit zu bringen. Die Archäologen und Wissenschaftler streiten sich, ob Machu Picchu eine Sommerresidenz der Inkaherrscher, Fluchtburg der Sonnenjungfrauen, eine Stadt der Magier, eine Inka Universität, eine Festung gegen wilde Amazonasstämme oder alles zusammen war. 

Puno am Titicacasee

Von Cusco fuhren wir ca. 7 Stunden mit dem Bus nach Puno. Ein Ort der am höchstem beschiffbaren See der Welt liegt. Der Titicacasee liegt auf 3.810 Hm und ist 15mal größer als der Bodensee. Auf seinem tiefblauen Wasser fuhren wir mit einem Boot (0,5 Std.) zu den „schwimmenden Inseln“ (kreuzweise aufgebrachten Lagen aus Schilf), auf denen früher mehrere Familien der Uru-Bevölkerung dauerhaft lebten und sich somit eine Unabhängigkeit von der Inka-Herrschaft bewahrten. Der Ausflug dauert ca. 4 Stunden. Einen lohnenden Blick auf die Stadt und den See hat man von einem Berg den man vom Zentrum aus in einer Stunde erreicht.

Eigentlich wollten wir auf der kürzesten Strecke nach La Paz (Bolivien). Doch streikende Minenarbeiter blockierten die Straßen zur Grenze. Somit mussten wir einen Umweg von 1.400 km über Chile fahren. Mit dem Nachtbus fuhren wir nach Tacna, dann nach Chile und mit einem Tagesbus in die Hauptstadt von Bolivien, La Paz (3.600 Hm). Alle Bustickets sind sehr billig. Für die 1.400 km zahlten wir gerade mal 35 Euro/Person.

La Paz

Beeindruckend ist die Lage der Stadt, sie liegt innerhalb des 400 m tiefen Canyon Rio Chokeyapu und hat insgesamt einen Höhenunterschied von 1.000 Hm. Die Neustadt dehnt sich auf dem Altiplano in 4.100 Hm aus. Hier oben leben ca. 1 Million Menschen von den insgesamt 2,5 Millionen Einwohnern. Außer dem Hauptplatz und sehr schönen Blumengestecken in den Parks gibt es in der Altstadt nicht viel zu sehen. Interessant ist eine so genannte „Mondlandschaft“, wo wir bizarre Sandsteinformationen bewundern konnten, die der Wind und der Regen geformt haben. Mit einem Jeep sind wir schnell mal auf 5.000 Hm hochgefahren, um die Karge Landschaft und einige bunt gefärbte Seen zu bewundern. Nahe der Stadt wird eine „Downhill“-Mountainbike-Abfahrt angeboten. Hierzu wurden wir mit dem Jeep auf eine Pass in der Höhe von 4.640 m gefahren, um dann 3.600 Hm mit dem Mountainbike auf der so genannten „Todesstrasse“ durch mehrere Vegetationszonen bis auf 1.295 Hm (65 km) herunter zu fahren (zu sausen). Die erste Hälfte der Strecke ist asphaltiert und der Rest ist eine breitere Forststraße. Wer die Bremstechnik beherrscht, kann problemlos diesen Trail fahren und die herrliche Landschaft und die sich ändernden Vegetationszonen genießen. Die Geschwindigkeit bestimmt ja jeder selbst. Zum größten Teil schlängelt sich die Straße an steilen Berghängen entlang. Ein schöner Anblick. Unten angelangt haben wir in einem Swimmingpool unseren heiß gelaufenen Körper abgekühlt.

Tipp: Reiseveranstalter: El Solario, Strasse: Murillio 776, (nahe Santa Cruz St.)La Paz.

An einem anderen Tag bestiegen wir den einzigen Klettergarten von Bolivien, versteckt im Dschungel. Hier fanden wir einige Klettersteigpassagen, balancierten über ein 50 m langes Stahlkabel und rollten auf einem Stahlkabel (Flying Fox) über eine Schlucht von 90 m Breite.

Tipp: Trail Adventure Operatore; E-Mail: Trailsadventure@gmail.com

Alle diese Freizeitaktivitäten können vor der Reise oder vor Ort gebucht werden, allerdings einen Tag vorher.

Südliches Altiplano in Bolivien

Der Ujuni Salzsee den wir nach 8 Stunden Busfahrt von La Paz erreichten, liegt auf 3.660 Hm und hat eine Fläche von 12.000 km². Von hier aus starteten wir eine 3 Tagestour mit einem Geländewagen von Toyota, um das südliche Altiplano zu besichtigen.

In der Trockenzeit fahren die LKW’s und Busse über die bis zu 7 m dicke Salzschicht. Die weiße Salzfläche reicht bis zum Horizont. Von hier fuhren wir 3 Tage mit einem Geländewagen durch eine zauberhafte schöne Wüstenlandschaft mit dem Ziel San Padro de Atacama in Chile. Die zwei Nächte schliefen wir in ganz einfachen Unterkünften. Nach etwa 70 km von Ujuni entfernt erreichten wir den Arbol de Piedra, den Steinernen Baum. Hier stehen noch viele andere vom Wind geformte Felsengebilde. Dann ging´s weiter quer durch Südbolivien mit seiner extremen Wüstenlandschaften bis wir den See Laguna Colorada (4278m) erreichen. Der See liegt im „Reserva Nacional de Fauna Andína Eduardo Avaroa-Naturschutzgebiet“. Die Schönheit dieser Aussicht ist der landschaftliche Höhepunkt dieser Reise. Fast der ganze See ist dunkelrot gefärbt. Dunkelblaues Wasser und weiße Salzstreifen reihen sich an die rote Farbe. Grund für diese Färbung sind die Algen, die hier wachsen und aufgelösten Metalle. Den Hintergrund bilden bunt gefärbte Berge, eine zauberhafte Kulisse. Auf dem See suchen Flamingos nach Algen und Plankton. Ich konnte meine Finger von dem Fotoapparatauslöser kaum lösen. Ich habe selten eine so schöne Landschaft gesehen.

Am nächsten Morgen starteten wir schon um 5 Uhr morgens und erreichten gegen 8 Uhr den Sol de Mañana Geysir (4850 m) – aus verschiedenen Quellen stieg schwefelhaltiger heißer Dampf auf. Vorsicht: auch der Schlamm ist heiß! Nach eine Stunde Fahrt erreichten wir die Heiße Quellen (4400 m) – wer möchte, kann baden. Badesachen nicht vergessen. Ein spektakulärer Sonnenaufgang, wenn man zur richtigen Zeit da ist. Die meisten Gruppen frühstücken hier.

Kurz vor der Grenze liegt der See Laguna Verde oder der Grüne See, der auch am Fuße eines Vulkans liegt. Wir überquerten die Grenze nach Chile und erreichten nach einer halben Stunde das kleine Örtchen San Pedro de Atacama. Die niedrigen Häuser mit flachen Dächern und die engen Straßen verleihen dem Ort eine „Western Atmosphäre“. Von hier aus fuhren wir an diesem Nachmittag mit Fahrrädern durch die Atacamawüste auf eine Anhöhe auch „Mondlandschaft“ genannt und erlebten einen romantischen Sonnenuntergang in einer der trockensten Steinwüsten der Welt. Erst werfen die Steingebilde langen Schatten, danach werden die Berge, die den Rand der Atacamawüste bilden und bis 6.000 m hoch sind, in Rot getaucht. In der schnell herein brechenden Dunkelheit fuhren wir zurück in den Ort. Wir stiegen in den Nachtbus, um unsere Reise fortzusetzen. Nachtbusse sind empfehlenswert, da man während des Schlafens lange Distanzen hinter sich lässt und somit Zeit spart.

Arequipa – die schönste Stadt Perus

Nach weiteren 1.200 km mit dem Bus erreichten wir die zweitgrößte Stadt Perus, Arequipa (2.300 Hm). Sie hat ca. 900.000 Einwohner. Arequipa gilt als die schönste Stadt Perus und das konnten wir nach der Stadtrundfahrt bestätigen. Arequipa ist bekannt als die „Weiße Stadt“, da die meisten der Bauwerke (Villen und Kirchen) aus „Sillar“, einem weißen Vulkangestein, erbaut wurden. Besonders sehenswert ist der Plaza de Armas. Er beeindruckt mit einem Park und dessen Springbrunnen und den zahlreichen Palmen, umzäunt von vielen Säulenbauten und der Kathedrale. Ein Muss ist ein Besuch in der Klosteranlage Santa Catalina, welches eine Stadt in einer Stadt ist. Durch fast 400 Jahre dauernde Abgeschlossenheit hat sich ein komplettes Städtchen mit maurischer Architektur erhalten. Wir erfuhren unter welch strengen Bedingungen die katholischen Nonnen in den Jahren 1575-1970 hier ein Leben lang lebten.

Riesen Spaß machte auch das 2-stündige Rafting auf dem Chili Fluss in der Nähe Arequipa mit einigen vierer Schwierigkeitsbewertungen. Auf den Terrassen der vielen Restaurants haben wir uns das gute Essen, meist Alpakafleisch, Huhn, Fisch oder Meerschweinchen (Cuyes) garniert mit schmackhaftem Gemüse munden lassen. Ein Pisco-Souer, einen Traubenschnaps mit Limettensaft, Zuckersirup und geschlagenem Eiweiß, gehörte dazu.

Besteigung Ampato 6300m

Nur drei Tage dauerte die Besteigung dieses Bergen, dennoch werde ich etwas ausführlicher darüber berichten. Nicht um „Sensationsliteratur“ zu schreiben, sondern um andere Bergsteiger die diesen Bericht lesen zu warnen.

Einen 6.300 Hm hohen Berg in drei Tagen??? – So wird dieser Berg und andere 6.000 Hm hohe Berge im Internet und in den vielen Touristenbüros angeboten. Das funktioniert auch in drei Tagen, vorausgesetzt man hat sich vorher mindestens 4 Tage auf dem Altiplano zwischen 3.500 und 4.500 Hm aufgehalten und ist schon auf diese Höhe akklimatisiert. Die Reisebüros nehmen jeden der da kommt. Hauptsache das Geld fließt.

Wir wählten den Vulkan Ampato 6.300 Hm, der etwa 270 km von Arequipa entfernt liegt. Hier wurde eine der „berühmtesten“ Mumien, Juanita genannt, gefunden. Dieses 14-jährige Mädchen wurde ca. im Jahre 1450 von den Inkas geopfert, um die Natur gnädig zu stimmen. Damals gab es viele Vulkanausbrüche und das Wetter spielte verrückt. Mit der Opfergabe hofften die Inkas die Götter gnädig zu stimmen Die Tötung erfolgte mit einem Schlag auf den Kopf mittels eines Steinhammers.

Wir vertrauten uns einem einheimischen Guide an, der uns auf der Endetappe fast ins Unheil führen sollte. Mit einem Geländewagen fuhren wir durch die Pampa ins Basislager auf 5.000 Hm, das wir gegen 22 Uhr erreichten. Am nächsten Tag trugen wir unsere schweren Rucksäcke, ca. 23 kg in das nächste Lager auf 5.600 Hm. Dort begegneten wir einer anderen Gruppe, die wegen erhöhter Lawinengefahr die Bergtour abgebrochen hatte. Unsere Guide werte diese Aussage ab, mit der Begründung, der andere Bergführer wollte nur das Geld kassieren und die Teilnehmer nicht zum Gipfel führen. Er fügte hinzu, dass er an diesem Berg noch nie eine Lawine erlebt habe und der Aufstieg leicht sei. Er wäre schon etliche Male auf dem Berg gewesen. Wir schenkten ihm Glauben, mit der Überlegung auch selbst einschätzen zu können, wenn diese Gefahr eintreten könnte. Wir haben uns geirrt. In der folgenden Nacht starteten wir um 1:00 Uhr Richtung Gipfel. Der Weg führte erst über einen Bergrücken, den wir am Tag einsehen konnten, somit gab es dort keine Lawinengefahr.

Wir freuten uns, dass Dagi sich auf dieser Höhe pudelwohl fühlte. Da sie zum ersten Mal so hoch stieg! Wir waren beide noch sehr stark, das Training vor der Tour hatte sich gelohnt. Dem Guide waren die Füße gefroren, da die Schuhe gerissen waren. Ich rieb im die Füße und schlug vor die Tour abzubrechen, damit er keine Erfrierung erlitt. Doch er fühlte sich wieder wohl und wir setzten unseren Weg fort. Nach 5 Stunden Gehen also 7 Uhr erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang. Eine Stunde später wurde das Gelände immer Steiler ca. 40°-45° und der Schnee wurde schlagartig weich, so das wir bei jedem Schritt bis zum Knie einsanken. Mir war klar, dass wir uns jetzt in einer Falle befanden. Lawinengefahr!! Der Höhenmesser zeigte 6.100 Hm, bis zum Kraterrand schätze ich noch eine Stunde Gehzeit. Der Abstieg war nun auch Lawinengefährdet. Wir entschieden weiter zu gehen, doch dann passierte das Befürchtete. Der Guide wurde von einer Lawine weggerissen, der Lawinenrand endete an meiner Schuhspitze. Im ganzen Tal gingen nun die Lawinen ab, ein grausames Getöse!

Wir (Dagi, ein Peruaner und ich) zogen uns zu einem Stein zurück, um nicht von den nächsten Lawinen mitgerissen zu werden. Was nun? Das gesamte Gelände um uns herum war nun Lawinengefährdet. Eine Rettung von Außen war dort nicht möglich. Kein Handyempfang, keine weiteren Bergsteiger. Bleiben bis es wieder Nacht wird und der Schnee gefriert? Das würde heißen 15 Stunden der heißen Sonne ausgesetzt zu sein und doch keine Garantie zu haben, ob doch noch was abgeht. Das Seil, das wir mit hatten, war beim Guide im Rucksack. Die Not macht erfinderisch und ich verband unsere Stöcke miteinander. Der Peruaner kam mit der Idee, mit unserer Kleidung unser „Seil“ zu verlängern, um uns so zu einem andern Felsen „abzuseilen“, der mehr Sicherheit bieten sollte. Ich sicherte sie bis zum Fels und stieg auch ab. Doch dieser Fels bot keine Sicherheit, da wir uns kaum an ihm festhalten konnten. Es war ein vulkanisches Gestein aus viel Schwefel. Meine Versuche den Pickel fest ein zu schlagen scheiterten, da das Gestein bröselte. Dagi entdeckte dann einen größeren Riss, in dem ich einen Pickel einklemmten konnte und somit einen Sicherheitspunkt für die nächste „Seillänge“ hatte. Ein weiteres „Wumm“-Geräusch und ein Riss oberhalb von uns kündigten den nächsten Lawinengang an. Wir hatten Glück, dass diese nicht runter kam und wiederholten das „Abseilen“ noch zweimal, um danach auf dem Hosenboden einige Höhenmeter gut zu machen. Plötzlich hörten wir einen Mann tief unter uns rufen. Es war der Guide! Die Lawine riss ihn über 500 Hm mit und er kam wie durch ein Wunder, unverletzt bis auf einige Prellungen, mit dem Leben davon! Das ist reines Glück, da man nichts tun kann, wenn man in der Lawine steckt. Unsere Freude war riesen groß. Er ist 29 Jahre alt und hat zwei Kinder! Wir fotografierten uns an der Stelle, wo die Lawine zum Stehen gekommen war. Er erzählte, dass lediglich ein Fuß im Schnee der Lawinen stecken geblieben war und somit konnte er sich befreien. Wäre er verschüttet gewesen, hätte er keine Chance. Wir sammelten unsere Ausrüstung ein und gingen zu unserem Auto. Nie zuvor in meinem Bergsteigerleben war ich in so einer aussichtslosen Situation!

War diese Situation vermeidbar? Ja. Wenn genügend Informationen über diesen Berg vorhanden gewesen wären und der Guide mehr Erfahrung mitgebracht hätte. Während meiner Recherchen vor meiner Reise fand ich im Internet keinen Hinweis zu welchem Zeitpunkt eine Besteigung dieses Berges günstig oder nicht günstig wäre. Falsch war, dass wir im Juni versucht haben den Berg zu besteigen. Später erfuhr ich von einem andern peruanischen Bergsteiger, dass die Besteigung ab Ende August und September der richtige Zeitpunkt wäre, da es dann kaum noch Schnee gäbe. Eigentlich dürften die Reisegesellschaften diese Tour im Mai, Juni und Anfang Juli nicht anbieten. Aber sie tun es dennoch!! Das liebe Geld!!

Mir fehlte die persönliche Erfahrung, dass es auf 6.100 Hm so schlagartig warm und somit der Schnee so weich werden kann. Diese hohen Temperaturen, ca. 10°, stellen sich nur bei Bergen die näher am Äquator liegen ein.

Wenn jemand einen Berg in der Nähe Arequipa besteigen möchte, bitte im Reisebüro Quechua nahe Plaza de Armas buchen, da diese die besten Bergführer haben. Wie ich hinterher erfahren habe.

Der Colca Canyon

Der Abschluss unserer Reise war eine Trekkingtour von drei Tagen in dem „zweit tiefsten Canyon der Welt“ der Colca Canyon, mit einer Tiefe von 1.200 Hm. Hier haben wir den Gleitflug der Condore (Geier – Flügelspann-breite 3 m) an dem Aussichtpunkt „Cruz del Condor“ aus nächster Nähe beobachten können. Wir bewunderten die in Terrassen angelegten Felder, die ein herrliches Bild boten. In einem vierstündigen gemütlichen Marsch erreichten wir den Grund des Canyons. Der Weg war mit riesigen Kakteen aller Art gesäumt, die auf dem Vulkanstein wachsen. Am 2. Tag konnten wir in einem Swimmingpool, welcher direkt mit dem warmen Wasser eines Vulkans gefüllt wurde, entspannen. Das war recht angenehm nach den Wanderungen in der heißen Sonne, die in der Trockenzeit den ganzen Tag scheint. Den Tag darauf stiegen wir die 1.000 Hm wieder raus aus dem Canyon nach Cabanaconda und fuhren in die Hauptstadt des Canyons Chivay. Hier gönnten wir uns ein Bad in dem sehr gepflegten Thermalbad „La Calera“, welches über mehrere Becken mit herunter gekühltem Vulkanwasser verfügt. Von da ging es zurück nach Arequipa, wo wir unseren Urlaub ausklingen ließen.

Mit dem Flugzeug, deren Plätze wir vor der Reise online bei Peruan Airlines gebucht hatten, ging es zurück nach Lima. Die Innlandsflüge kosten ca. 100 € und verliefen alle reibungslos

Fazit

Insgesamt legten wir außer den Inlandflügen 4.800 km zurück. Klingt viel. Dennoch haben wir diese als nicht sehr anstrengend empfunden. Zum einen durch die Nachtfahrten und zum andern wegen der sich immer wieder wechselnden, sehenswerten Landschaft. Übernachtet haben wir meist in schlichten Herbergen, die zwischen 5-15 €/Nacht gekostet haben. Die Reise, die insgesamt 4 Wochen dauerte, kostete insgesamt 2.600 €/Person.

Trotz unseres etwas fortgeschrittenen Alters haben wir mit den jungen Leute, die meistens als Rucksacktouristen oft Monate und Jahre unterwegs sind, Freundschaften geschlossen, Erfahrungen ausgetauscht und die Freuden des gerade Erlebten geteilt.

Diese Reise ist allen zu empfehlen, die Naturlandschaften und das sonnige Wetter lieben, Interesse an der Kultur und Geschichte dieser Menschen haben, sich an den bunten Trachten der Einheimischen begeistern möchten und bereit sind, ab und zu Mal die Komfortzone zu verlassen.

Landschaftlich war es eine der schönsten Reisen die ich bis jetzt unternommen habe.

Bilder zu der Reise auf dieser und auf der Homepage www.sektion-karpaten.de