Quer durch Ecuador

Galapagos Inseln, Regenwald und Besteigung des höchsten Berges Ecuadors

Es war eine Reise der besonderen Art, mit vielen ungeahnten Höhepunkten: Schwimmen mit Seelöwen, Seeschildkröten und Babyhaien, das Highlight auf den Galapagosinseln. Viele aufregende Momente erlebten wir im Regenwald beim Canyoning, Abseilen im Wasserfall, Rafting, mit dem Schlauchboot durch hohe Wellen reiten und mit dem Kajak auf breiten, schnellen Flüssen gleiten. Die Besteigung des höchsten Berges Ecuadors Chimborazo, Ventimilia Gipfel 6228, rundete den vierwöchigen Urlaub im August 2015 ab. Sehenswert in der Hauptstadt Quito sind die Altstadt sowie der Äquatorkomplex „Midat der Mundo“. Die ersten zwei Wochen reiste Dagi und ich alleine und die drauffolgenden zwei „Gebirgswochen“ mit Freunden der Sektion Karpaten.

Galapagos Inseln

Dagi und meine Wenigkeit waren erleichtert als der siebenter Flug innerhalb von vier Wochen, auf dem Flughafen in München gut endete. Eine Emotion jagte die andere in unserem Ecuador Urlaub, geplante und nicht geplante. Die Reise begann auf den Galapagos Insel, wo 96 % der Fläche Nationalparks sind. Die 6 Tage Aufenthalt buchten wir über das Internet bei dem Reiseveranstalter www.palmarvoyages.com in Quito, den ich gerne empfehlen kann. Die Versprechungen in der Reisebeschreibung wurden erfüllt. Alle Kosten inclusive Flug beliefen sich auf €1400 für diese 6 Tage. Von Quito flogen wir auf die Baltra Insel, einem neu gebauter Flughafen. Die 100 Inseln liegen ca. 1000 km westlich von dem Festland entfernt und gehören zu Ecuador. Im Zweiten Weltkrieg errichteten die USA einen Militärflugplatz zum Schutz der westlichen Zufahrt des Panamakanal. Von Baltra führt eine 42 km lange Straße quer über die Insel Santa Cruz, in den größten Ort auf Galapagos Puerto Ayora. 1965 waren es nur 110 Einwohner die hier lebten, heute zählt die Stadt 12 000. Der Zuwachs wird von der Inselverwaltung geregelt, um einen großen Anstieg der Einwohnerzahl zu vermeiden. Auf der Hauptstraße reihen sich Restaurant, Hotels und Geschäfte aneinander. Die Häuser der Bevölkerung sind aber bescheiden, teilweise ist die Bevölkerung „arm“, wenn man unsere Maßstäbe ansetzt. Das „große Geld“ bleibt woanders hängen. Wir waren begeistert als wir am Abend auf den Hafenbänken Seelöwen beobachten konnten. Auf dem kleinen Hafensportplatz wird Volleyball gespielt, eine Sportart die nach dem Fußballspielen zu den beliebteste in Ecuadors zählt. An einem Abend schauten wir uns ein Spiel mit der Frisbeescheibe an, bei dem sich zwei Mannschaften gegenüberstanden. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in und um Puerto Ayora sind: die „Charles Darwin Research Station“, deren Besichtigung nicht lohnenswert ist, da die Gehege nicht gut aussehen und weil man die Tiere die dort leben, auch in freier Wildbahn beobachten kann. „La Grieta“, ein natürlicher Swimmingpool, ist einen Schlucht in der sich Süß- und Salzwasser vermischt. Ein Bad in dem angenehmen warmen Wasser, wo man auch Fische beobachten kann, ist empfehlenswert. „Playa Escondida“ und „Playa del Peros“ sind Sandstrände mit viele schwarzen Meeresechsen und Orte zum entspannt und spazieren gehen, da an diesem „versteckten“ Stränden kaum Menschen sind. „Beach Tortuga Bay“ ist ein sehr schöner breiter und langer Sandstrand, der nur über einen gepflasterten Steck zu Fuß durch einen Kakteenwald erreicht werden kann. Für die 2,3 km lange Strecke braucht wir ca. eine halbe Stunde. Schäumende Wellen bereicherten unser Schwimmvergnügen. Von Puerto Ayora, fuhren wir mit einem kleinen Boot zu der Insel Santa Fe, wo wir wenige Blaufußtölpel, Gabelschwanzmöven und Braunpelikane beim Jagen und auf den Klippen bewunderten. Die Blaufußtölpel ernähren sich von Fischen. Sie stürzen sich in das Meer und tauchen bis zu 25 m tief ein um ihre Beute zu fangen. Der Name kommt von den blauen Füßen. Je gesünder die Vögel sind, je tieflauer die Fußfärbung. Die Weibchen orientieren sich beim Wahl der Partner an dieser Farbe. Beim anschließenden Schnorcheln sahen wir vielen farbfrohen Fisch zu, die sich dort tummelten. Am Tag darauf folgte eine 2,5 stündige Fahrt mit einem Schnellbot auf die Insel Isabel die eh unangenehm als aufregend war, da die Motoren sehr laut sind und das kleine Schiff oft sehr hart auf die Wellen aufschlug. Übernachtet haben wir in einer einfachen Lodge im Dorf Puerto Villamil in dem 2000 Einwohner dauerhaft leben und im Aufbruch ist die Verkehrswege zu erneuern. Bei einer Inselwanderung konnten wir einen der größten Vulkankrater der Welt bewundern, den Vulkan Siera Negra, dessen Krater ca. 10 km im Durchmesser hat. Der Schildvulkan der eine Höhe von 1124 erreicht, stieß 2005 Lava in seinen Kraterboden, der ca. 110 m tief unter dem Kraterrand liegt. Nebenan bot sich uns Lavafelder von „jungen“ erkaltete Lavaströme die aus Minikratern, also an der Seite des Vulkankegels, an die Oberfläche traten. Diese sind durchsetzt mit verschiedenen Metallen, die der Lava bunte Farbe verleihen. Neues Leben entsteht, vereinzelt sieht man Kandelaber Kakteen und Gräser wachsen.

Das Schnorcheln im Ozean unmittelbar an der Küste des Dorfes„ Los Tintoreras“ genannt, war der Höhepunkt auf der Insel Isabel. In einer engen Unterwasserschlucht sind wir zusammen mit Seelöwen, Haien und Rochen geschwommen. Interessant war es auch, den riesigen Seeschildkröten beim Grasen der Algen auf dem Meeresboden zuzuschauen. Galapagospinguine und Flamingo, wenn auch in sehr geringer Zahl, ergänzten unseren Hunger nach Tierbeobachtungen. Die Galapagospinguine sind die einzigen Pinguine die am Äquator lebe. Wegen der großen Hitze sind sie viel kleiner als ihre Artgenossen, die kältere Gegenden bevorzugen. Erwähnenswert sind auch die Meersechsen, hässliche, meist schwarze aber friedliche Pflanzenfresser, die bis zu einem Meter lang sein können. Sie ernähren sich von den Algen im Meer. Weil das Wasser wegen des Humboldstroms oft kalt ist und die Körpertemperatur der Leguane beim Fressen absinkt, sieht man sie oft am Strand in der Sonne liegen, um ihre Körpertemperatur auf 35° zu erhöhen. Die riesigen Landschildkröte „Tortugas“ genannt sind an mehreren Orten auf den Inseln vertreten. Zur Zeit leben 20.000 auf den Galapagosinseln. Diese Tiere erreichen ein Alter von bis zu 170 Jahren. Die Artenvielfallt ist auf die unterschiedlichen Bedingungen auf den Insel zurückzuführen. Schildkröten die Kakteenfrüchte essen haben zum Beispiel einen langen Hals, weil sie sich nach den Blühten strecken müssen. Darwinfinken sind auf allen Inseln anzutreffen. An deren Verschiedenartigkeit auf den Galapagos Inseln untermauerte der britische Forscher Charles Darwin seine Theorie über die „Entstehung der Arten“ und die Evolutionstheorie. Diese besagen, das sich die Lebewesen an die Gegebenheiten der Natur anpassen. So zum Beispiel stellte er fest, dass der Schnabel der Finken auf jeder Insel unterschiedlich ist. Das geht auf die verschiedenen Nahrungsangebote zurück.

Die Touristenanzahl auf Galapagos stieg im Laufe der Jahre an. Im Jahr 1980 waren es 12.000 und 2014 um die 19.000. Davon 1/3 Ecuadorianer, ca. 1/3 USA und 1/3 andere Länder. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass diese Inseln mit Touristen überflutet sind. Steigt die Zahl weiter, kann man mit baulichen und ökologischen Mittel sehr wohl einen naturschutzorientierten Tourismus betreiben. Die Anzahl der Schiffe, ca. 80, die von Insel zu Insel fahren wurde begrenzt.

Quito – eine sehenswerte Hauptstadt

Quito liegt auf 2800 m und ist somit die höchst gelegene Hauptstadt der Welt mit 2,3 Millionen Einwohner. Die guten Straßen, Autobahnen und eine ordentlicher Verkehrsablauf, moderne Hochhäuser, gefüllte Geschäfte, viele Parks und Spielplätze zeugen von einer sehr positiven Entwicklung dieses Landes. Die Höhe und die Nähe zum Äquator beschert Quito sehr angenehme Temperaturen. Tagsüber ca. 25 ° C. in der Sommerzeit. In der sogenannten Winterzeit sind die Temperaturen etwas niedriger und es gibt mehr Niederschlag. Nach vielen Gesprächen in spanischer Sprache mit den Taxifahrer, Unternehmer, Reiseleiter, Studenten, Verkäufer die alle sehr aufgeschlossen und freundlich waren, machte ich mir ein Bild über die ökonomische und politische Situation dieses Landes. Der Mindestlohn beträgt 260 $, alle Angestellte (Arbeiter) haben ein Recht auf medizinische Grundversorgung, die Grundschulen sind kostenlos. Ölwirtschaft, Bananen-, Kakao-, Blumen-, Schokolade-, Ganelenexport und der Tourismus sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. Allerdings ist die Diskrepanz des Lebensstandards zwischen Dorf und den Stadt sehr groß. Das Benzin und Diesel sind viermal billiger als in Deutschland, somit sind die öffentliche Transportmittel und Taxifahrten kostengünstig. Die Demonstrationen in der Hauptstadt von Quito denen wir beiwohnten, zeugen von einem demokratischen denken der Bevölkerung. Die massive Polizeipräsenz, die bestens ausgerüstet ist, war die Antwort des amtierenden Präsidenten Rafael Correa. Er ist seit 2007 im Amt und hat das Land vorangebrachte, weißt allerdings moderate diktatorische Züge auf. Zigaretten und Wein sind mit hoher Steuer belegt, somit sehr teuer, damit der „Drogenverbrauch“ in Grenzen gehalten wird. Sonntag wird kein Alkohol verkauft, dieser wurde zum Familientag erklärt. Große Macht hat auch das Militär, doch das fällt dem normal Reisenden nicht auf.

Die Altstadt ist geprägt von unzähligen Kirchen, Häuser im kolonialen Still, Geschäfte, Restaurant und Imbissen. Unmittelbar daneben erhebt sich der Hügel Paneccilio, mit einer Madonna Statue aus Aluminium, von wo aus man einen weitreichenden Blick über Quito hat. Erwähnungswert sind die Kirchen: Basilica del Voto Nacional und die San Franziskuskirche, die der Papst im Juli 2015 besuchte. Auf der Straße „La Ronda“ gibt es nette Restaurants, wo man leckere Teigtaschen gefüllt mit Gemüse“ La Molerte“ genannt kaufen kann. Die vielen Musikgruppe, Mahler und Verkäufer beleben das Stadtbild, insbesondere am Sonntag. Die Musik ist oft mitreisend aber auch sehr melancholisch. Mit der Drahtseilbahn „Teleferico“ fuhren wir bis auf 4100 m und genossen das Panorama Quitos, geprägt von dem nie enden wollenden Häusermeer und der umliegenden meist grünen Bergen aus denen bei gutem Wetter die Vulkane mit ihren weißen Kappen raus ragen. Die moderne Viertel von Quito ist dominierte von ansehnlichen Hochhäuser. In dem Viertel Mariscal Sucre wo wir wohnten, gibt es viele Diskotheken die von den Jugendlichen der Stadt gut besucht sind. Straßenmusikanten belebten die Straße.

Mitad del Mundo – Äquatorkomplex

Unverzichtbar ist der Besuch des Denkmalkomplexes Mitad del Mundo (Mitte der Welt) der 23 km vom nördlich Stadtrand Quito liegt. Der Äquator ist hier mit einer gelben Linie markiert. In der Mitte des Komplexes steht ein bekanntes Denkmal, das den Breitengrat 0.00 In diesem ist ein Museen untergebracht, in dem man die unterschiedlichen Auswirkungen der Erdumdrehung auf der Nord- und Südhalbkugel kennenlernen kann. Wir besuchten hier auch das Völkerkundemuseum und den französischen Pavillon. Im Gästekomplex bewunderten wir traditionelle Tanzgruppen mit ihren farbfrohen Trachten. Die Musik hatten ein mitreißendes Tempo und dementsprechend schnell und fröhlich die aufgeführten Tänze. Für mich eine Augenweide die Wohlbefinden in mir auslöste. Anlass war der Nationalfeiertag am 10 August, den Tag der Befreiung von der spanischen Kolonialmacht. Nebenan dem Äquatorkomplex steht ein großes, modernes, stilistisches Gebäude in dem die Zentrale der Union Südamerikanischer Nationen UNASUR untergebracht ist, das Gegenstück der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EG).

Wassersportabenteuer im Regenwald

Als ich die Wassersportarten auswählte, wusste ich das es spannende Momente geben wird. Im Nachhinein wusste ich, dass diese über meine Vorstellungen hinaus gingen. Die 5 Tage Aufenthalt im Regenwald, habe ich in einem Reisebüro in Tena per Internet von zuhause gebucht. Das Reisebüro www.axtours.com leistet ganze Arbeit und empfehle es gerne weiter. Das buchen vor Ort ist nicht billiger als über das Internet.

Anfahrt. Mit einem modernen Bus fuhren wir von einem der zwei großen Busbahnhöfen aus Quito in 6 Stunden über Banoas nach Tena. Die sehr guten Straßen schlängeln sich an Berghängen und Täler entlang und bieten oft tolle Landschaftsbilder. Leider lief der Fernseher die ganze Fahrt über mit einer nicht überhörbaren Lautstärke. Alte Filme mit vielen Toten rieselte ununterbrochen auf uns nieder. Die Stadt Tena bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten, dafür der umliegende Regenwald, hier Selva genannt. Dieser gehört zum Amazonas Einzugsgebiet und ist von vielen großen Flüssen durchzogen. Sie tragen das Wasser von den Andenhängen zum Amazonas. Mit dem Mountainbikes erkundeten wir auf Forststraßen die umliegenden Regenwalddörfer. Einfache Holzhäuser, einige auf „Stelzen“ gebaut, prägen das Dorfbild. Die Einheimische sind meist Selbstversorger und somit arm. Da die Klimabedingungen optimal sind wachsen Südfrüchte, insbesondere Bananen, sowie Mais, Kartoffeln, Maniok von denen die Menschen leben können. Auch in den entlegensten Stellen gibt es Grundschulen und Fußballplätze. Diese sind nicht etwas an einem gepflegten Rasen zu erkennen sondern an dem Fußballtor das auf einer graslosen Fläche steht. Mein Herz schlug bei der Betrachtung deren höher, da Kindheitserinnerungen wach wurden. Unsere Bolzplätze sahen genauso aus. Die Freude am Spiel war aber immer riesengroß!! Wenn die Kinder aus dem Regenwald weiterführende Schulen besuchen möchten, ziehen sie in die Städte und bleiben meistens dort. Nach 65 Kilometer mit dem Mountainbike bei ca. 27° C, erreichten wir unsere Ausgangsloge für das Canyoning und Rafting, die mitten im Regenwald lag. Um an das obere Ende des Wasserfalls zu gelangen stiegen wir ca. 1,5 Stunden an steilen Hängen und dichtem Wald nebenan hoch. Nachdem die Gurte angelegt waren und einige Hinweises zum sicheren Abseile mitgeteilt wurden, gingen wir die sieben Steilstufendes des Wasserfalls an. Unsere Mannschaft bestand aus nur 4 Personen, zwei Betreuer und wir. Deshalb kamen wir zügig voran. Mal Abseilen, mal abklettern, dann ein Sprung aus vier Meter in ein Wasserauge. Stellenweiße rutschten wir auf dem nassen Moos aus, das zu leichten Blessuren führte. Einen Flying Fox über die Schlucht ließ unsere Herzen höher schlagen. Das warmen Wasser steigerte unser Wohlgefühl mitten in der Wildnis. Besonders aufregend und spannend war das Rafting mit Stromschnellen bis zu 4. Schwierigkeit auf dem große, reißenden Fluss Misahuallí. Als zwei Teilnehmer bei einer Stromschnelle aus dem Boot fielen, war die Emotionen auf dem Höhepunkt. Zusammen mit dem Bootsführer hatten wir Mühe die etwas korpulenten Teilnehme wieder ins Boot zu zerren. Der Regen, der fast den ganzen Tag anhielt machte uns nichts aus, da wir ja eh nass waren. Um die Spannung nochmal zu steigern durfte ich mich ganz vorne auf das Schlauchboot sitzen. Cowboy spielen, wie es heißt. Man reitet nicht auf dem Pferd aber auf den Wellen. Nun spürte ich deren ganze Kraft am ganzen Leib und freute mich wenn ich wieder Luft schnappen konnte.

Kajakfahren auf dem Rio Napo, ein Herzschlagerlebnis

Mit einem Geländewagen wurde Dagi und ich zu unserer nächsten Herberge gefahren. Diese befand sich an einem Flussufer und bot einen weiträumigen Blick auf denselben. Rechts und links vom Fluss Regenwald soweit das Auge sah. Auf einer abgedeckten Holzplattform waren Zelte aufgebaut in denen wir übernachteten. Bei Tag und bei Nacht unternahmen wir kurze Ausflüge in den Regenwald um die Überlebungsstrategien vieler Insekten zu bewunderten. Das wir am drauffolgenden Tag an unserer Überlebungsstrategie arbeiten sollten wussten wir nicht. Als wir am nächsten Morgen in die Sportkajaks stiegen machten wir die Erfahrung, dass diese zwar sehr windig sind aber sehr unstabil für Amateure. Das wusste auch unser Guide und ließ uns so eine Umkippsituation üben. Umkippen mit dem Kopf nach unten, Luft anhalten , sich aus dem Kajak befreien und hoch schwimmen. Das diese Übung sinnvoll ist, erfuhren wir die Stunden danach. Dann ging ´s los auf dem Rio Napo, ein sehr breiten (ca. 100 m) schneller Fluss der bis zu 14 m tief war. Dementsprechend kräftig auch die Stromschnellen die wir durchfahren mussten. Romantisch war es schon, aber nur zwischen den Stromschnellen. Wenn das Rauschen der Stromschnelle zu hören war, erhöhte sich meine Herzfrequenz. Wir hatten im Kajakfahren keine Erfahrung , deshalb war diese Fahrt auf den unstabilen Sportkajaks sehr aufregend bis beängstigend. Mit etwas Konzentration und etwas Glück kamen wir durch alle Stromschnellen ohne zu kippen. Einmal drehte sich mein Kajak um 180° dann doch. Bevor ich ins Wasser eintauchte dachte ich „Scheiße“!! Kopfunter löste ich den Gummischutz, der verhindert das Wasser in das Kajak dringt, zog die Beine zusammen und glitt raus. Unser Guide war froh als er meinen Kopf an der Oberfläche sah und ich, als wir unser Ziel, eine romantische Lodge am Flussufer erreichten. Ein junger Einheimischer legte mit einem Einbaum zur gleichen Zeit am Ufer an. Ich bat ihn mir zu erlauben in den Einbaum zu steigen um ein Foto zu machen. Danach sprang ich direkt aus dem Einbaum mit dem Kopf voran ins Wasser. Das war ein Fehler!! Meine Hände schlugen im Wasser auf einen Stein auf, den ich wegen des lehmigen Wassers nicht sehen konnte. Zum Glück hatte ich noch meine Schwimmrettungsweste an, sonst hätte ich mir wahrscheinlich auch das Gesicht „poliert“. Was für ein Glück!! An diesem Tag habe ich meine Schutzengel gut beschäftigt.

Erfahrungen im Regenwald

Begeistert haben uns die Vielfalt der Pflanzen und die vielen Insekten. Große Tieren gab es in dieser Region nicht. Einige 100 km weiter im Osten hat man Chancen Krokodile, größere Schlangen, wie die Anakonda die bis zu 7 m lang wird, und Ozelotten zu sehen. Wir sahen diese Tiere in der Tierstation Amazoonica. Der Grund warum Tiere in der Tierstation landen ist vielfältig. Einige wurden von Privatpersonen in nicht tiergerechten Bedingungen gehalten, andere findet man Verletzt auf. Hier werden diese Tiere von freiwilligen Helfern aus der ganzen Welt betreut. Einen Teil davon können wieder ausgewildert werden, andere bleiben für immer in der Tierstation.

Bei den Ausflügen im Regenwald sahen wir dank unseres erfahrenen Guides sowohl bei Tag als auch bei Nacht viele Insekten. Im Dunkeln konnten wir mehrere beobachten da 70% der Tiere Nachtaktiv sind. Fasziniert war ich von der Vielfalt der Tarnungsvarianten. Mal sahen der Käfer wie ein vertrocknetes Blatt oder wie ein vertrockneter Ast aus, mal nehmen sie die Farbe der Baumrinde oder eines grünen Blattes an. In der Nacht konnten wir eine Stunde lang die Metamorphose einer Zikade erleben. Wir sahen wie sie sich aus der Larve nach und nach herausschälte. Ein sehr interessanter Moment zu sehen wie Leben entsteht. Moskitos und Stechmücken haben wir keine in störender Anzahl erlebt.

Es gibt zwei Arten von Regenwald. Den Naturbelassenen, primärer Regenwald genannt und den Sekundären, wo der Mensch eingreift. Im „Sekundären Regenwald“ werden sowohl Früchte als auch medizinische Pflanzen angebaut. Für viele Krankheiten gibt es eine Heilpflanze. Alle Pflanzenarten faszinierten, besonders diejenigen die in Symbiose miteinander Leben, Pflanzen mit Pflanzen oder Pflanze mit Tieren. Das Wunderen und Staunen über die Natur schenkte uns viele Wohlfühlmomente.

Bergsteigen auf der Straße der Vulkane

Unsere Gruppe wuchs auf 11 Leute an, da Freunde und Mitglieder der Sektion Karpaten in Ecuador eintrafen. Die Meisten davon Heltauer (eine Kleinstadt in Rumänien). Organisator für die zwei Wochen Bergsteigen war Klaus Gündisch. Mit dabei waren: Ursula Gündisch, Melitta Bonfert, Petra Maurer, Dagmar Götz, Doris Bugl, Hans Werner Ernst Bonfert, Ulf Gündisch, Peter Bugl, Klaus Gündisch, Heinz Gündisch und meine Wenigkeit. Der erste Gipfel den wir ohne Bergführer angegangen sind war der Pasachoa Vulkan 4200 m. Mit einen Bus führen wir ca. 1,5 Stunden von Quito bis in den Nationalpark, dem Ausganspunkt der Tour. Ein gut markierter Steg führt durch mehrere Vegetationszonen, erst immergrüne tropische Bergwälder, dann hartlaubige Sträucher und Bäume, gefolgte von Flechten, Moosen, Polster und Rosettenpflanzen, dem sogenannten „Paramo“ bis 3600 m. Das Panamo hat die Eigenschaft das Regenwasser aufzunehmen und es dann nach und nach abzugeben. Das verhindert Überschwemmungen und sichert eine regelmäßige Abgabe des Wassers. Es folgte die hochalpine Zone mit kurzem Gras und letztendlich Steine und Geröll. Wir erreichten 4000 m und kehrten zufrieden nach Quito. Beim Absteigen unterhielt ich mich mit einem Ecuadorianischen Studenten, der mit Freunden eine Tageswanderung machte. Er beeindruck mich mit einem sehr realitätsnahen internationalem politischem Wissen. Die digitale Welt macht es möglich. Unser zweite Gipfel hieß Rucu Pichincha 4794 m. 600 Höhenmeter sind von der Ankunft der Seilbahn (Quito) auf 4100 m bis zum Gipfel zu bewältigen. Anfangs säumten Blumen und Gräser den weg. Hier wachsen die Margeriten ohne Still, damit sie sich von dem Wind schützen. Je höher, je karger wurde die Landschaft. Der Aufstieg birgt keine technischen Schwierigkeiten. Alle erreichten den Gipfel und freuten sich über den ersten gemeinsamen Gipfelerfolg. Bei diesem Aufstieg unterhielt ich mich mit einer älteren Frau die einer religiösen Sekte angehörte. Auf dem Gipfel konnten wir beobachten wie die Mitglieder dieser Sekte sich bis in den Trance betteten. Wie manipulierbar die Menschen doch sind!! Sie arbeitete einige Jahre in Spanien bis sie Ihre Kinder durchgebracht hat und widmet sich jetzt nur noch Gott. Sie war froh wieder zuhause in Ecuador leben zu können.

Ausganspunkt für den nächsten Gipfel war die Hütte „Nuevos Horizontes“, welche auf 4740 m liegt. Von da aus bestiegen Petra Maurer und Dagmar Götz den Iliniza Norte 5248 m, trotz nassem und stürmischen Wetters. Starke Frauen! Den technisch anspruchsvolleren Iliniza Sur 5263 m, mit steilen Flanken zwischen 50 und 75 ° bestiegen Hans Werner, Klaus Gündisch und Reinhold Kraus. Gute Schnee- und Eisbedingungen vereinfachten den sonst anhaltenden steilen Aufstieg im Schnee und Eis. Das Gehen mit Steigeisen und etwas Mut sind hier von Nöten. An den schwierigen Stellen haben wir uns mit dem Seil gegenseitig gesichert. Geführt hat uns Jaime, ein international erkannter Bergführer, der uns auch auf die kommenden Gipfel begleiten sollte. Er beherrschte hervorragend die Sicherungstechnik und war dazu sehr sympathisch. Zwei Monate nach unserer Reise besuchte er uns in München mit seiner Österreichischen Freundin Elisabeth, die seit 2 Jahren bei ihm in Ecuador lebt. Eine schöne Liebesgeschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen kennt.

Weil der Vulkan Cotopaxi wegen Vulkanaktivitäten nicht mehr bestiegen werden durfte, sind wir auf den Cayambe 5796 m ausgewichen. Auf dessen Südflanke dieses Vulkans erreicht der Äquator seine größte Erhebung weltweit und es ist die einzige Stelle in der Welt wo der Äquator Schnee berührt. Die Hinfahrt und Rückfahrt, bei denen wir einige Male im Morast stecken blieben, war ein Abenteuer für sich. Der Regen weichte die Straße aus schwarzer Erde auf, dadurch wurden die Fahrrillen sehr tief. Hätte wir nicht mitgeschoben, wäre die Bergbesteigung nicht möglich gewesen. Die Hütte war sehr geräumig, mit guten Matratzen. Nach einem 4 stündigen Schlaf um Mitternacht führten uns die kompetenten Guides erst über Geröllhalden dann über die Gletscher Richtung Gipfel. Regen und Graupel nässte unsere Kleidung, der drauffolgende kalte Wind verwandelte diese Nassschicht in Eis. Als der Tag anbrach wollte ich die Stirnlampe auslöschen, doch das ging nicht, da auch der Schalter mit einer dicken Eisschicht überzogen war. Solche extreme Situationen liebe ich. In der Höhe von 5400 m wurde der Wind nochmal stärker und drohte uns fast umzublasen. Dazu kam noch der dichte Nebel und der Zeitpunkt die Tour abzubrechen. Eine Tour abzubrechen, wenn die vorhandenen Bedingungen die Fortsetzung der Tour nicht mehr erlauben, ist eine kluge und verantwortungsvolle Entscheidung. Ein Gipfel sollte nie um jeden Preis (das Leben) bestiegen werden. Auch ohne Gipfel war es diesmal eine harte Prüfung. Am Ende ist es wie immer: je schwerer die Herausforderung, je stolzer und glücklicher ist man über das Erreichten.

Es folgte ein Tag Pause in dem netten Thermalbadeort Banos, das von Bergen eingekesselte ist. Wir wanderten mit Dagi an diesem „Ruhetag“ 700 Höhenmeter auf einem Bergrücken hoch um den Vulkan Tungurahua 5023 m zu sehen. Im Februar 2008 wurden 1800 Menschen wegen seines Ausbruchs evakuiert. Tephra-Niederschlag und Schuttlawinen zerstörten fünf Ortschaften am Fuß des Berges und 20.000 Hektar Agrarland blieben ohne Ertrag. Auf einem Bergrücken ließen wir auf einer Schaukel Geist und Körper baumeln. Bei schönem Wetter sahen wir uns vielen Plantagen und Felder an, genossen die Ruhe in einem Bergcafé und am Abend gingen wir ins Thermalbad, das allerding sehr in die Jahre gekommen ist.

Der höchste Berg Ecuadors – Chimborazo – 6228m

Der Endspurt war der höchste Berg Ecuadors, der Chimborazo 6228 m. Weil dieser Vulkan in der Nähe des Äquators liegt, ist er der höchste Punkt der Erde vom Erdmittelpunkt gemessen. Mit dem Bus ging´s es bis zur Carell Hütte 4850 m. Auf 5000 m bauten die Träger auf der Westseite des Massivs ein Zeltlager auf. Es war ein romantischer Abend. Die Ruhe vor dem Sturm. Die Sonne färbte den Horizont und die Berge rot. Mein Herz schlug vor Begeisterung höher bei diesem Anblick. In der Nacht zerrte Wind an der Zeltwand. Der Lautstärke nach zu urteilen dachte man, dass draußen ein Hurrikan tobe. Doch das täuschte. Draußen war es halb so schlimm, weil der Wind nicht so stark blies das er eine Gefahr für unseren Aufstieg war. Dagi blieb im Zelt. Sie wollte sich den Strapazen und dem Wetter nicht aussetzten. Petra, Hans, Klaus und ich starteten 1:00 Uhr im Schein der Stirnlampen. Nach einer Stunde schnallten wir die Steigeisen an. Nun ging es nur noch sehr steil bergauf auf dem hart gefrorenen Eis des Gletschers. 30-45 Grad Schnee- und Eisflanken schienen nicht aufzuhören. Hans fühlte sich nicht gut und stieg ab. Klaus kam zu mir in die Seilschaft und wir setzten unseren Weg fort. Petra kam mit ihrem Guide Jaime nach. In ca. 5600 m wurde das gehen wie immer schwerer. Hier gilt es den inneren Schweinehund zu überwinden und das kostet oft viel psychische Kraft. In Gipfelnähe war die Gletscheroberfläche mit Büßereis bedeckt, durch das der Pfad steiles bergauf führte und eine Entschärfung durch Zick – Zack gehen nicht zuließ. Nach 7 Stunden waren die 1200 Höhenmeter geschafft. Die letzten 600 Höhenmeter waren sehr mühsam, fast schon einen Qual. Die Frage ob der Aufwand im Verhältnis mit dem Vergnügen steht, drängte sich mir auf. Um 8:00 Uhr konnten Petra Maurer, Klaus Gündisch und meine Wenigkeit auf den Ventimilla Gipfel 6228 m die Hände in die Luft zu reisen. Wir standen auf dem höchsten Punkt der von der Erde herausragt. Unter uns schneelosen Berggipfel die den ganzen Horizont dominierten. Für Petra freute ich mich besonders, da es nicht viele Frauen gibt die solch Leistungen schaffen. Ich bedauerte das Dagi nicht mit mir hier oben war. Sie hätte es konditionell sicherlich geschafft. 3,5 Stunden brauchten wir zum Abstieg, der auch sehr anstrengend war, da jeder Schritt mit den Steigeisen auf dem apern Eis sitzen musste. Doch die Qualen vergisst man, die Freude, Erfolg und Stolz bleiben. Je älter man wird desto mehr freut man sich, wenn man solch Leistungen verbringt. Ich habe 59 Jahre auf dem Buckel.

Bereichert haben unsere Reise die Menschen in Ecuador, mit Ihrer Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Herzlichkeit und ihrer Aufbruchsstimmung. Des Weitern die Insektenbeobachtung im Regenwalt, die Pflanzenvielfalt, die Lavafelder der Vulkane. Leider haben wir die Vulkankegel in ihrer ganzen Größe selten zu Auge bekommen, da sie meist in Wolken stecken. Wer das Schnorcheln, Tauchen und Tiere mag, ist auf den Galapagosinseln gut aufgehoben.

Wie schön, erfolgreich und gelungen eine Reise ist, hängt im großen Maße mit der eigenen Begeisterung und Interesse für alles was vor Ort geboten wird zusammen: Städte, Kultur, , Tradition, das Leben der Menschen, der Natur, Pflanzen und Tiere sowie mit dem Einsatz und erproben der eigenen Fähigkeiten.