Besteigung Elbrus 5642m, der höchste Berg Europas
Nach mehreren Gipfelbesteigungen in den Alpen zu denen auch die höchsten Gipfel jeweiliger Alpenländer zählten, Schweiz der Dom 4545m, Österreich den Großglockner 3798 m, Deutschland die Zugspitze 2974, Frankreich den Mount Blanc 4807m zeichnete sich der Wunsch ab, auf den höchsten Gipfel Europas, dem Elbrus zu steigen.
Vladimir Nogaller, begleitet von seiner Frau Tatiana und dem Sohn Ilja (17) lud im August 2003 zu dieser Hochtour ein. Der Einladung folgten 9 Personen, wobei drei davon nicht der Sektion Karpaten angehören. Vladimir hat in der Elbrus Region seine Bergausbildung gemacht, war schon fünf Mal auf dem Elbrus. Seine Erfahrung sowie die gute Organisation waren entscheidend für den Erfolg. Nicht alles lief rund, da einige Teilnehmer die Bedingungen in Russland mit westlichen Maßstäben gemessen haben und die russische Disziplin sich mit dem „demokratischen“ Denken nicht immer vereinbaren ließen. Die Unzufriedenheit einiger Mitglieder wirkte sich negativ auf das Gruppenklima aus, doch der Optimismus der Andern siegte in den meisten Fällen.
Die Kaukasuskette
Die Kaukasuskette ist 800 km lang, liegt zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Über dem Hauptkamm verläuft die Europa-Asiatische Grenze und die Grenze zwischen Russland und Georgien. Die Alpinbase Elbrus im Adylsu Tal war Ausgangspunkt in der Vorbereitungszeit. Diese Base ist ein Ferienlager für Kinder von 7 – 16 Jahren, unter ihnen auch viele Weisenkinder aus Tschetschenien. Geschlafen haben wir in zwei und vier Bettezimmern und die Mahlzeiten gab es in der Kantine des Ferienheimes. Die Eingehtour machten wir auf dem Kaschkatasch Gletscher, wo Vladimir Eisgehen und Eisklettern Vortrug. Am nächsten Tag führte uns der Weg über blühende Wiesen mit unzähligen Blumenarten auf ein Plateau „Grüne Biwak“ 2800 m genannt. Hier schlugen wir die Zelte in aller Eile auf, weil der Regen einsetzte, der die ganze Nacht anhielt. Unser nächstes Gipfelziel hieß Gumatschi ein 3800m hoher Berg. Über einen Mörenenrücken gelangte man auf den Gletscher, danach folgte eine Kletterei über einen Grat der zum Gipfel führt. Der Abstieg folgte über einen schmalen Schneegrat, wo wir zwei Seillängen (100 m) gesichert haben. Auch in der zweiten Nacht regnete es ununterbrochen, was dazu führte, dass einige Zeltböden wasserdurchlässig wurden. Somit beschlossen wir frühzeitig zur Alpinbase zurückzukehren.
Der Elbrus
Von dem Hauptkamm, auf dem wir uns befanden, konnte man den Elbrus gut sehen, da er mit einem Ausläufer verbunden 10 Km nördlich davon liegt und somit in Europa steht. Ein wahrer Riese, der trotz seiner geschmeidigen Form das Landschaftsbild dominiert. Es ist ein vulkanisches Massiv mit der Form einer Halbkugel, die eine Grundfläche von 18 km2 hat. Oberhalb von ca. 3000 Hm ist er mit einem Eispanzer (145 qkm) bedeckt, der in nicht wenige als 70 Gletscher talwärts fließen. Der Berg hat zwei „Köpfe“, den Westgipfel 5642 m und den Ostgipfel 5621m, die 1,5 km Luftlinie voneinander entfernt sind.
Da die Wetterbeobachtungen Vladimirs Gutes voraussagten, beschloss er den Gipfel in Angriff zu nehmen. Somit fuhren wir zur Asau Wiese, um von dort mit 2 Seilbahnen und einem Sessellift zur Garabatsch Wiese 3700 m zu gelangen. Hier gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten in Fässer ähnlichen Gebäuden. Von hier stiegen wir über Gletscher zum „Pijut 11“ Platz. Die alte Hütte gibt es nicht mehr, da diese 1998 abbrannte. Jetzt stehen dort zwei „Privatschuppen“ mit jeweils 30 und 20 Übernachtungsmöglichkeiten. Die eine ist aus Stein und heißt Diselnaja, weil früher die Dieselmotoren der Prijut 11 Hütte darin ratterten und die andere ist aus Holzbrettern zusammengeschlagen. Da es schwer ist einen Platz in diesen Hütten zu bekommen, zelten sehr viele Bergsteiger aus aller Welt auf dieser Höhe. Ca. 30 Zelte befanden sich zu diesem Zeitpunkt dort, die in dem Schnee wie bunte Stecknadeln auf einem weißen Kissen aussahen. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen da ab 5000m der Luftdruck auf die Hälfte des Normaldrucks sinkt, empfiehlt sich eine weitere Eingehtour. Für den kommenden Tag war gutes Wetter vorhergesagt. Deshalb entschlossen sich Hans Ritschmann und Heidl Josef ohne weitere Akklimatisationstour auf den Gipfel zu steigen. Das sollte ihnen auch gelingen, allerdings fühlte sich Josef nicht sehr wohl. Hans hingegen bestieg sowohl den West- als auch den Ostgipfel. Wir stiegen am kommenden auf 5000 m zum Pastuchov Felsen hoch und kehrten zurück zur Prijut 11 Unterkunft. Die Versuchung in Richtung Gipfel zu gehen war groß, weil er optisch zum greifen nah schien. Eine gewaltige Täuschung, wie wir nächsten Tag feststellen konnten.
Besteigung Elbrus
Um 1 Uhr nachts klingelte der Wecker. Eine Stunde später, nachdem wir Tee tranken und eine Kleinigkeit aasen, machten wir uns auf den Weg zum Elbrus. Im Jahr 1829 betrat erst mal ein Mensch den höchsten Punkt des Kaukasus, 1890 erstellte der russische Militärtopograph Pastuchov die erste physikalische Karte. Der Himmel hing voller Sterne, der steile Hang voller Lichter der Stirnlampen, die sich wie Perlenketten aneinander reihten. Vladimir führte uns in Schlangenlinie in einem angemessenen Tempo den Hang hinauf, der keine bergsteigertechnischen Schwierigkeiten aufweist. Adelheid kehrte nach einer Stunde Marsch zurück, nicht wegen der fehlenden Kondition, sondern weil sie keine Lust hatte weiter zu steigen. Bei 5200m musste Tatiana sich erbrechen, da sie anfällig auf die Höhenkrankheit ist und somit zurückkehren musste. Im Sattel 5400m zwischen dem Ost- und West Gipfel machte auch Ilja kehrt, weil seine Kräfte ihn verließen. Detlef und Dirk setzten sich ab und erreichten nach 7 Stunden den Gipfel. Der Rest der Gruppe Vladimir, Rudi, Karin und Egin und meine Wenigkeit standen eine Stunde später auf dem Westgipfel des Elbrus 5642 m, dem höchsten Berg Europas. Wir beglückwünschten uns mit „Berg Heil“, vielen uns in die Arme, ragten die Fäuste in den Himmel und freuten uns über den Gipfelsieg. Erleichterung stellte sich nach und nach ein. Geschafft! Ich war noch nie vorher so hoch und diese Tatsache erhöhte die Freude und den Stolz. Der Wind blies mit etwa 30 km/Stunde, eine normale Geschwindigkeit in diese Höhe. Nur wenige Quellwolken hingen am Himmel. Somit war der Blick auf die Kaukasuskette frei, die mit ihren zwei höchsten Gipfel die Uschba 4696m und die Schchelda 4368m protzte. Das Gipfelfoto mit der Vereinsfahne als Zeichen der Verbundenheit mit unseren Gruppen- und Sektionsfreunden, war ein ergreifender Moment. Noch einmal ist die „Eroberung des Sinnlosen“ zur Befriedigung des Geistes geworden. Unvergessen bleiben wird die Sonnenaufgänge, das Spiel des Nebels mit den Sonnenstrahlen und Gipfelkuppen, die Freude über das Erreichte. In mir keimte schnell der Gedanke einen nächst höheren Gipfel anzugehen.
Besteigungsversuch Elefantenberg
Zurück im Elbrusbasislager beschlossen wir noch einen Berg zu besteigen, den Elefanten 4271m, so genannt wegen seiner Form, die auf einen Elefantenkopf hindeutet. Wir zelteten beim „roten Biwak“ doch es regnete und schneite erneut die ganze Nacht. Der Weg Richtung Gipfel führte durch einen sehr großen zerklüften, wilden Gletscherbuch mit scheinbar endlos tiefen Spalten bei dem wir Seil, Eispickel, Eisschrauben und Steigeisen einsetzen mussten. Da eine Nassschneelawine uns warnte weiter zu gehen, brachen wir die Tour ab.
Sant Petersburg – eine wunderschöne Stadt
Der Rückflug ging über St. Petersburg, wo wir zwei Tage bleiben sollten. Die 5 Millionen Metropole die unlängst ihren 300 Geburtstag feierte, beeindruckt mit ihren unzähligen Sehnwürdigkeiten, den Menschenmassen auf den breit angelegten Bulewards, mit den Flussarmen der Newa, über die schöne Brücken gespannt sind, die die Stadtteile verbinden. Die Peter und Paul Festung wurde 1703 gebaut und ist der Geburtsort dieser Stadt. In deren Mitte steht eine Gruftkirche, in der die Zaren ihre Grabstädte haben. Die Familie von Nikolaus II, dem letzten Zaren aus der Familie Romanov, wurde in Jekatarienenburg 1918 erschossen.1998 wurden die Leichnahmen in die Peter und Paul Festung umgesetzt. Die Eremitage, die Isak und die Auferstehungskirche, das Denkmal des „Ehernen Reiters“ Peter dem Großen, der Palast Zarskoje Zjelo mit dem berühmten Bernsteinzimmer, sind weitere Prachtgebäude die in der Zarenzeit erbaut wurden und uns alle sehr begeisterten. Es ist eine der schönsten Städte die ich erleben durfte.
Die Teilnehmer waren: Hans Ritschmann, Iosef Heinl, Rudolf Dürr. Vladimir, Tatiana und Ilja Nogaller, Karin und Egin Scheiner, Adelheid Breckner, Dirk Nägler, Detlef Schlosser und Kraus Reinhold. Ein Riesenkompliment an die Ältesten der Gruppe Rudi 68 Jahre und Egin 63 Jahre und natürlich an den Organisator Vladimir Nogaller.