Mount McKinley 6193m, den höchsten Berg Nordamerikas in Alaska bestiegen
Nachdem ich drei der 7 Summits bestiegen hatte, Elbrus, Kilimanjaro, Aconcagua, entschloss ich mich noch Gipfel der sieben höchsten Bergen der sieben Kontinente, den Mount Mc Kinley hinzuzufügen.
Geschichte Alaska
Alaska ist seit 50 Jahren der 49. Bundesstaat der USA, ein Land das fünfmal so groß wie Deutschland ist, allerdings mit einer geringen Einwohnerzahl von 700.000 Personen. Hiervon leben 50 Prozent der Bevölkerung in nur zwei Städten, Anchorage und Fairbanks, die ich auf meiner Reise besuchte. In Anchorage landete ich am 19.05.09, und bleib vier Tage in der größten Stadt Alaskas, eine Stadt wie jede andere die auf den Tourismus gut eingestellt ist. Die Hauptstadt Alaskas ist allerdings der kleine Ort Juneau, die am Golf von Alaska liegt. In zahlreiche Museen kann der Besucher sich ein Bild über die Geschichte Alaskas machen, die 1741 mit der ersten russischen Anwesenheit beginnt. 1867 wurde die „Eistruhe“ mit einem geringen Betrag an die USA verkauft. Des Weiteren erhält man einen Einblick über die Goldgräberzeit 1896, die am Klondike River begann sowie über den Bau der Eisenbahnstrecke von Seward nach Fairbanks, welche 860 km lang ist. 1964 erschütterte das sechstgrößte Erdbeben der Welt Alaska. Zwischen 1974 –1977 wurde eine 1300 km lange Pipeline gebaut, durch die das Öl aus dem Norden Alaskas bis in den Süden an den Pazifischen Ozean transportiert wird.
Die Schlittenhunde sind auch ein Teil der Geschichte, da im19. Jahrhundert nur mit ihrem Einsatz das Erkunden der unendlichen Tundra, bei sehr niedrigen Temperaturen in der Winterzeit, möglich war. Im Nativ Zentrum, in dem auch eine Dorfmuseum zu besichtigen ist, machte ich mir ein Bild über das Leben der Urbewohner, die Regional bedingt unterschiedliche Lebensweisen hatten. Sowohl in den Küstenregionen als auch auf dem Festland kamen die Eskimos und Indianer mit den rauen Wetterverhältnissen gut zurecht. Das Überleben war ihnen möglich, da ihnen eine reiche Tierwelt zur Verfügung stand. Heute beträgt der Bevölkerungsanteil der Ureinwohner 9 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die meisten Einwanderer, ca. 19 Prozent, sind deutscher Abstammung.
Die Landschaft im inneren des Landes ist von Bergen, Seen, Gletschern, Wälder und der Tundra geprägt. Das gleichbleibende Bild, welches sich mir aus dem Zug und Bus bot, ist mir zum Teil langweilig erschienen. Fischer und Jäger kommen hier allerdings auf ihre Kosten.
Mit der Alaska Rail Road, ein Zug ausgestattet mit viele Restaurant und Aussichtswagons, fuhr ich in vier Stunden in den Süden nach Seward ein Ort auf der Kenai Halbinsel. Erst schleicht der Zug der Cook Inlet Bucht entlang und später durch die Kenai Berge, wo dieser sich wie eine Schlange den Berg hoch windete. Auf einer Rundreise mit dem Schiff konnten wir Seelöwen, Möwen und schwarz weiße Delfine beobachten. Auf meiner Zugreise von Talkeetna in den Norden zum Denali Nationalpark. Während meines Besuches im Denali Nationalpark, herrschte regnerisches Wetter und man konnte den Mount Mc Kinley, den eigentlichen Blickfang in diesem Park nicht sehen. Das ist nur zu 20% im Jahr möglich. Und auch sonst hat dieser Park Landschaftlich nicht viel zu bieten. Zu sehen ist ein breites Tal, die Nebel verdeckten Berge, einige Wälder mit dünnen Fichten und Sträucher. Auf meiner 11 Sündigen Busfahrt sahen wir wenige Tiere und die sehr weit weck von unserem Bus waren, darunter braune Bären, wenige Karibus und einige Greifvögel. Die Reise hätte ich mir sparen können. In Fairbanks besichtigte ich ein Eismuseum, eine Goldgräberregion, in der ich einen Einblick in die Technik der frühren Goldgewinnung bekommen habe und machte eine 2 km „lange“ Schiffsfahrt mit dem Heckraddampfer Discovery III auf dem Chena River. Dort lernte ich einiger der Traditionen aus Alaska kennen: eine Schlittenhunde Vorführung, eine Buschfliegershow und erhielt einen Einblick in das Leben der Chena Indianer.
Besteigung Mount Mc Kinley
Nachdem ich viele Gipfel in den Alpen, die höchsten Gipfel von drei Kontinenten bestiegen hatte, Europa, Afrika und Südamerika, und einen Achttausender Cho Oyu im Himalaja in Asien, keimte der Gedanke einen vierten Kontinent hinzuzufügen. Des Weiteren reizten mich auch die Herausforderungen, welche dieser Berg, der 250 km vom Polarkreis entfernt ist, stellt: 4.000 Höhenmeter zum Steigen ohne Träger, mit einem Gewicht von ca. 55 kg, die unstabilen Wetterverhältnisse und die große Kälte die hier herrscht. Ich bereitete mich akribisch für diese Besteigung vor, konditionell und psychisch. Ich bin die Route im Kopf mehrere Male durchgegangen und mir für die verschiedenen Situationen die eintreten könnten Lösungen zurechtgelegt, wohl wissend das in Todes und Stresssituationen ein rationales, logisches Denken nicht mehr möglich ist. Die Erfahrung machte ich auf 7900 m im Himalaja. Weil ich dort nicht mehr weiter gehen wollte, blieb ich auf dieser Höhe stehen. Meine Kollegen gingen weiter. Nach einer Weile nickte ich immer wieder ein. Mir war klar, dass ich handeln musste wenn ich nicht für immer einschlafen wollte. Ich entschied mich alleine herunter zu steigen. Dieses Szenario hatte ich mir aber vorher schon in Gedanken verankert, da mein Freund Erich Bonfert mir erzählte das er alleine vom Pumori 7000 m abgestiegen ist. Hätte ich diesen Gedanken nicht bei mir, wäre ich wahrscheinlich nie alleine von diesem Berg abgestiegen.
Die Expedition führte ich mit dem kommerziellen Anbieter American Alpin Institute, durch. Eine Wahl die ich im Nachhinein etwas bereue. Drei Bergführer leisteten zwar ganze Arbeit, aber diese verschätzten sich in der Masse der Lebensmittel, die wir hochgetragen haben. Die sechs weiteren Teilnehmer waren vom bergsteigerischen Können nicht auf der Höhe der Herausforderungen die der Berg stellte, dementsprechend zäh verlief die Expedition.
Diese begann in Talkeetna einem kleinen Dorf, von wo wir mit einem kleinen Flugzeug auf den Kahiltna Gletscher flogen, wo sich das Basislager auf 2100 m befindet. Während der intensiven Vorbereitungszeit hatte ich Rückenprobleme, einen leichten Bandscheibenvorfall. Ich war nun gespannt, wie hoch ich mit dem 25 kg schweren Rucksack und den 30 kg auf einem Plastikschlitten kommen würde. Das Gehen mit dem Schlitten wurde besonders spannend, wenn dieser bei Querungen in der Falllinie runter hing und gewaltig am Rucksack zog. Schon beim Flug über die Alaska Range war ich fasziniert von diesem Gebirge, das sehr arktisch aussah, mit riesigen, bizarren Gletschern, steilen Wänden, eine wilde, angsteinflössende Eiswelt. Diese Berglandschaft entschädigte während des Aufstiegs die großen Anstrengungen an diesem Berg. Bei der ersten Etappe stiegen wir mit den Schneeschuhen und dem ganzen Gepäck 4,5 Stunden den Kahiltna Gletscher entlang bis zum Lager 1. Eine Erste harte Probe, da das Schleppen des Gewichtes alle Kraft erforderte. Bei einem der Teilnehmer, war die Schmerzgrenze hier schon erreicht und stieg begleitet von zwei Bergführern ab. Mein Rücken hielt und die Rückenschmerzen sind bis heute wie weggewischt. Dennoch fühlte ich mich wie ein Esel in der Kühltruhe. Ich hasste diese Schlepperei. Im Lager zwei verabschiedete sich ein weiterer Teilnehmer, weil er von heftigen Asma Anfällen durchschüttelt wurde.
Wegen der unzähligen Gletscherspalten gingen wir immer in Seilschaften. Wir bauten insgesamt vier Lager auf. Jedes Mal wurden die Zelte aufgestellt, eine Essküche in den Schnee gegraben und Schneemauern um alle Zelte gebaut. Eine Aufgabe die mir nur am Anfang Spaß machte, weil diese Arbeit anstrengend war. Kein Spaß machte es auch zu dritt mit all der Ausrüstung, in einem Zelt zu übernachten, in dem das gefrorene Kondenswasser wie Schnee auf uns rieselte und die Enge die Bewegungsmöglichkeiten einschränkte.
Der Ablauf der Lagerverlagerung war immer gleich. An einem Tag wurde ein Teil der Ausrüstung bis ca. 2 Stunden vor dem des nächsten Lagers gebracht und dort in den Schnee ca. 2 m tief vergraben. Beim nächsten Aufstieg trugen wir das restliche Gepäck bis zum folgenden Lager. Am Tag darauf holten wir aus dem Materialdepot die vergrabene Ausrüstung. Da es nie richtig dunkel wurde, sind wir auch in der „Nacht“ gestiegen, da es am Tag, wenn die Sonne schien zu heiß war. Obwohl ich wusste was auf mich wartete bezüglich dem Gewicht schleppen, war ich die ersten zehn Tage nicht begeistert von dieser Art von Bergsteigen. Dazu kam noch ein Schneesturm, der in kurzer Zeit ein halben Meter Schnee brachte und das gehen dementsprechend erschwerte. Es gab einige Zeitspannen beim Aufstieg wo ich mich richtig quälte um Schritt zu halten. Doch ich sagte mir immer wieder; „Wenn Du diesen Berg besteigen willst, dann musst Du das hin nehmen“. Wie so oft im Leben, führt der Weg zum Glück auch über Hindernisse. Erst ab Lager 3, das auf 4400 m liegt, fühlte ich mich richtig wohl. Die Aussicht auf den Mount Foraker 5304 m und Mount Hunter 4442 m, wurde atemberaubend schön, die Sonne schien, mittags konnte man eine Temperatur von bis zu 15 Grad messen, es gab Ruhetage.
Der Weg zum letzten der 4 Lager, war bergsteigertechnisch anspruchsvoller, was mich wiederum begeisterte. Der Aufstieg begann mit einer 35° Flanke, danach folgte eine mit Fixseil gesicherte steile Eiswand von 50° über 150 Höhenmeter. Der Steg setzt sich auf einem Fels- und Eisgrad mit abschüssigen Flanken auf beiden Seiten fort. Bei der ersten Begehung, zeigte das Thermometer minus 15 Grad und der Wind blies mit bis zu 80 Stundenkilometer. Dabei kamen alle Kleidungsstücke zum Einsatz, Gesichtsmaske, Mundschutzmaske, Daunenjacke, Fäustlinge. Diese außergewöhnlichen Bedingungen, die der Berg und das Wetter stellen, genoss ich in vollen Zügen, da meine physische und psychische Kraft zum vollen Einsatz kam. Das Wetter zog in den 14 Tagen, die wir bis zum Lager 4 auf 5250 m brauchten, alle Register. Vom Schneefall, dichtem Nebel, in dem man nur mit GPS Geräten den Weg finden konnte, heftigen Winden bis zur prallende Sonne war alles dabei. Die Wettervorhersagen die wir uns per Satellitentelefon einholten stimmten nicht immer, es verschob sich einmal um einen Tag.
Der Gipfelgang
Entscheidend war das Wetter am Gipfeltag, welches uns letztendlich die Besteigung ermöglichte. Vom letzten Lager, Lager 4 das auf 5300 m eingerichtet war, starteten wir wegen der Kälte erst um 10 Uhr in Richtung Gipfel. Erst folgte eine 35 Grad steile Traverse, gefolgt von einem abschüssigen Schneefeld bis zum Denali Pass. Auch dieser Wegabschnitt war gesichert, ständig mussten wir das Seil mit den dicken Handschuhen in die Karabiner ein und aushängen. Wäre ich nicht mit dieser Gruppe unterwegs gewesen, hätte ich hier nicht gesichert. Doch die Bergführer waren sehr Verantwortungsbewusst und meine restlichen Mannschaftskollegen fehlte es an bergsteigerischer Erfahrung. Danach ging es steil weiter bis zu dem sogenannten Fußballfeld, eine relativ eben Fläche, auf der ich die Landschaft und das Gehen voll genossen habe, da das Gehtempo mäßig war und weil die Sonne den Nebel und die Wolken immer wieder vertrieben hat und herrliche Aussichten ermöglichte. Ich habe diesen Wegabschnitt wie einen Spaziergang empfunden, aber die Ungewissheit ob wir den Gipfel erreichen begleitete mich. Einer der Bergführer hatte heftiges Kopfweh wegen der Höhe und musste umkehren. Zwei der fünf übriggebliebenen Mannschaftskollegen, waren am Anschlag ihrer Fähigkeiten. Somit war es wahrscheinlich, dass die ganze Mannschaft umkehrt, sollte ein weiterer Kollege schwächeln. Vor uns bäumte sich nun ein komplett weißer Bergrücken auf der zum Gipfel führte. Eine letzte Pause davor, dann folgt eine Steigung auf diesen wunderschönen, sehr ausgesetzten Schneegrat der uns zum Gipfel des Mount McKinley 6193 m führte. Bei Windstärken über 50 Km pro Stunde ist das Gehen hier nicht mehr möglich. Doch wir hatten Glück, im Gegensatz zu vielen andern Bergsteiger die Tage zuvor, siebenmal ohne Erfolg versucht haben den Gipfel zu erreichen. Etwas Wind und Nebel begleiteten die letzten Schritte zum Gipfel.
Irgendwann ging es nach allen Richtungen nur noch bergab. Wir standen, mit vielen anderen Bergsteigern aus der ganzen Welt, nach 8000 bewältigten Höhenmeter auf dem höchsten Gipfel Nordamerikas auf 6193 m. Ein Gefühl der Erleichterung stellte sich ein, da die Erfolgsquote derjenigen die den Gipfel erreichen bei nur 50 Prozent liegt. Der Aufstieg dauerte 10 Stunden bei ca.–30 Grad, eine angemessenen Temperatur für den kältesten Berg der Welt. Gefroren habe ich nicht sehr, dank der guten Ausrüstung, der ausreichenden Flüssigkeit zufuhr und dem ständig in Bewegung sein. Ich fotografierte mich mit dem Vereinswimpel der Sektion Karpaten und Adonis, die auch die siebenbürgisch-sächsischen Farben rot und blau enthalten, weil mit dieser Verein sehr viel bedeutet. Es folgten weitere Fotos mit einigen vorbereiteten Glückwunschkarten für meine Tochter Heike, für meinen Freundin Dagi und für meinen Freund Roland. Der Zufall erlaubte es, dass ich genau am 09.06.09 Geburtstag meiner Tochter (29 Jahre) der Gipfel bestiegen habe. Danach schickte ich gute Gedanken für alle Menschen dieser Erde in den blauen Himmel und genoss die Aussicht die im Norden bis tief in das hüglige Land Alaskas reichte. Geschafft! Die intensive Vorbereitung und die bergsteigerische Erfahrung haben Früchte getragen. Ich bin überzeugt, dass mehrere unserer Vereinskollegen diesen Berg besteigen können, wenn sie die psychische Stärke und einen unbändigen Willen diese zu tun.Das ist im täglichen Leben nicht anders.
Fünf Stunden dauerte der Abstieg vom Gipfel bei Dämmerlicht, es war 1:30 Uhr als wir die das Lager 4 erreichten. Wir sahen alle wie Schneemänner aus, da der Wind in der Kälte der Nacht die Schneekristalle an unserer Kleidung und Gesichter klebte. Ich fühlte mich auch nach den 16 Stunden richtig wohl und blieb noch lange wach in meinem Schlafsack und freute mich über das Gelingen.
Am nächsten Morgen stiegen wir ins Lager 3 ab, übernachteten noch einmal und stiegen die restlichen 20 Km bis zum Basislager in 10 Stunden ab. Auch diesmal waren unsere Schlitten voll beladen, weil wir viel, zu viel Essen auf diesen Berg hochgetragen haben! Am gleichen Abend wurden wir ausgeflogen und wir waren alle froh wieder in der Zivilisation zu sein. 19 Tage ohne waschen, ohne Kleiderwechsel, essen auf dem Schneetisch und das enge Zeltleben hatte ein Ende.
Nach all der Schinderei, bleiben die schönen Erinnerungen, die wunderschöne Alaska Rage, die extremen Wetterverhältnisse, die große Hitze bei Windstille und das Umschlagen in einen mörderischen Schneesturm 559, aber auch die Herzlichkeit meines amerikanischen Kollegen. Freue mich auch die vielen Fotos allen Naturliebhaber und Bergsteigern zeigen zu können. Bedanken möchte ich mich bei allen Freunden die mir gute Wünsche auf den Weg mitgegeben haben, die während der Tour mit mir gefiebert haben und insbesondere bei meiner Freundin Dagmar Götz, für die vielen harten aber schönen Trainingsstunden die wir gemeinsam verbracht haben. Ein Dankeschön für Michael Kraus der Berichte und Fotos auf die Homepage stellte.
„Lebe deinen Traum“ auch wenn er zum Teil ein Alptraum ist!